Gründen Frauen anders

Gründen Frauen anders?

In den letzten 20 Jahren waren circa 40% aller Gründungen weiblich. Bedenkt man die immer noch konservativen Rollenverteilungen, ist das gar nicht wenig. Doch was unterscheidet Existenzgründerinnen von Gründern?

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Laut Statista Research Department im Juni 2019 lag der Frauenanteil bei allen Gründerpersonen in Deutschland in den Jahren von 2002 bis 2018 bei 40 Prozent. Relativ hoch, wenn man bedenkt, dass Mütter auch heute meist die Familienmitglieder sind, die »daheim« bei den Kindern bleiben. Mütter, die in dieser Zeit dann oft weder angestellt noch selbständig sind.

Aber gründen Frauen anders? Das große Angebot an frauenspezifischen Förderangeboten lässt es vermuten. Angefangen von Gründerinnen unterstützenden Themenreihen in Fortbildungszentren über wirtschaftsorientierte Diskussionen zur weiblichen Gründungskultur bis hin zu Reportagen über die Start-up Szene und deren geringen Frauenanteil kann man zumindest klar erkennen, dass Existenzgründerinnen eine lukrative Nische und spannende Zielgruppe sind.

Andere Schwerpunkte, anderes Tempo

Fest steht, dass Frauen oft einen deutlich längeren Vorlauf als Männer in Anspruch nehmen, bevor sie mit einer Geschäftsidee in die Existenzgründungsphase gehen. Das liegt einerseits daran, dass sie dann vorsichtiger und perfektionistischer sind und sich sehr gründlich auf den Sprung in die Selbständigkeit vorbereiten.

Häufig aber auch am erlernten Umgang mit Geld. Für Gründerinnen ist es immer noch ein extra Schritt in die Selbständigkeit und eine Karriere als Unternehmerin keine Selbstverständlichkeit. Obwohl es besondere Förderprogramme für Frauen gibt und zusätzlich die herkömmlichen Fördermodelle für Frauen und Männer gleichermaßen zur Verfügung stehen, zögern Frauen häufiger als Männer vor einem Gründungskredit zurück.

Umsatz und Gewinn sind nicht immer die Ziele

Dazu kommt noch, dass »typische« Gründerinnen außerhalb der Digitalbranche weniger von milliardenschweren Start-ups träumen. Gründen Frauen anders? Ja: Sie hoffen eher auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit einem Job, der Sinn ergibt und Anerkennung bringt. Natürlich trifft das nicht auf alle zu, es gibt immer auch Ausnahmen. Doch in vielen Fällen lässt sich erkennen:

Soziale Themen sind gründenden Frauen oft wichtiger als Umsätze. Solch eine Geschäftsidee lässt sich auch ins Kleine skalieren und in Ruhe austesten und benötigt daher weder Investoren noch Geschäftspartner. Das wiederum wirkt sich auf den Auftritt und die Außenwirkung und die Investition in die Selbstdarstellung und Auffindbarkeit aus.

Frauen fliegen mit vielen Ideen unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung und sind trotzdem erfolgreich, ernähren Familien, verwirklichen ihre Träume und entwickeln sich beruflich weiter. Zum Beispiel, um aus einer Elternzeit eben nicht in die Festanstellung zurück zu kehren, sondern als Unternehmerin zu leben.

Definition Gründerperson

»Als Gründer werden laut Quelle Personen erfasst, die innerhalb von 12 Monaten vor dem Interviewtermin eine gewerbliche oder freiberufliche Selbstständigkeit im Voll- oder Nebenerwerb begonnen haben. Diese neue selbstständige Tätigkeit kann sowohl eine Neugründung als auch eine Übernahme von oder Beteiligung an bereits bestehenden Unternehmen sein. Dabei ist es laut Quelle unerheblich, ob die Selbstständigkeit zum Befragungszeitpunkt noch besteht oder bereits wieder beendet wurde.«
Quelle: Statista

(Gründen Frauen anders? Nicht separat ausgewertet wurden nebenberufliche Gründungen in Elternzeit – ein typisches Gründerinnenmodell, weil sich damit bei freier Zeiteinteilung mit wenig Risiko eine Geschäftsidee testen lässt.)

Gründen Frauen anders? Die Frage lässt sich also aus vielen Gründen mit Ja beantworten.

Noch etwas, was Existenzgründerinnen und andere Unternehmerinnen den gemischtgeschlechtlichen Communities voraus haben: Sie können auf eine wachsende Zahl von Netzwerken für selbständige Frauen setzen.

Für die einen ein Schutzraum, in denen sie sich nicht dagegen wehren müssen, ständig von Männern die Welt erklärt zu bekommen. Für die anderen eine Möglichkeit, mit großartigen Frauen zusammen zu lernen und zu wachsen. Es gibt viele Argumente für Frauennetzwerke. Frauen deutlich sichtbarer zu machen ist nur eins davon. Networking und das Schließen von Geschöftskontakten und Freundschaften ein weiteres.

»Wir teilen unsere Neuigkeiten, Herausforderungen, Erfolge und Niederlagen – um voneinander zu lernen und miteinander zu wachsen. Frauennetze mit ihren regelnäßigen Treffen bieten Gründerinnen jede Menge Mehrwert, um eine Selbständigkeit voranzutreiben, den nächsten Schritt zu gehen und sich immer wieder auf Neue inspirieren zu lassen!«

Stefanie Gundel, Gründerin www.gruendermuetter.net

Eine Frau, die mit einer Geschäftsidee in die Selbständigkeit starten oder ein Start-up großziehen möchte, ist gut damit beraten, sich mindestens mentale Verstärkung in einem der großen Netzwerke zu holen. Wir empfehlen, außerdem die Augen in der eigenen Region aufzuhalten, wo sich Kontakte knüpfen lassen.

Gute überregionale Anlaufstellen sind:

…. sowie viele regionale Aktionsgruppen, Meetups und Community Events, die sich über die IHKs, die Event-Märkte von XING und Coworking Spaces Veranstaltungen finden lassen.

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  1. Nesrin Bektas | 08.08.2022 | 16:50

    Liebe Frau Heine,

    ja, Frauen gründen anders! Ich stimme Ihnen zu. Zum Einen bin ich selbst eine gründende Mutter und zum Anderen arbeite ich für StartUp-MOM, dem ersten Accelerator für Mütter.
    Aus diesem Grund wollte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass das Programm von StartUp-MOM unbedingt als unterstützendes Netzwerk in Ihre Liste aufgenommen werden sollte. Wir begleiten unsere Teilnehmerinnen von Beginn an und bieten ihnen anschließend eine wertvolle Community.
    http://www.startup-mom.de

    Viele Grüße
    Nesrin