Jedes Start-up sucht nach guten Team-Playern. Du wirst also wahrscheinlich nie ein Vorstellungsgespräch erleben, in dem Deine Bewerber*innen zu Dir sagen, dass sie kein Problem damit haben, gelegentlich einen Konflikt auszutragen – denn niemand möchte streiten. Vor allem aber möchte niemand als streitbar gelten. Jede Auseinandersetzung strategisch zu vermeiden führt jedoch auf Dauer zu viel größeren Problemen als ein gelegentlicher Streit.
Bei ungeklärten Angelegenheiten staut sich nämlich Unzufriedenheit an, Betroffene fühlen sich nicht ernst genommen oder vermissen sogar Wertschätzung für sich und ihre Befindlichkeiten. In Start-ups treffen Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen aus diversen Fachrichtungen zusammen, die vielleicht auch noch verschiedene kulturelle Hintergründe, Altersstufen und abweichende Erwartungshaltungen an die Zusammenarbeit haben.
Kommunikationsprobleme, Zeitdruck und unterschiedliches Temperament kommen zu den Zielen und Problemen im Arbeitsalltag des Start-ups dann noch dazu, so dass es kein Wunder ist, wenn es im Team auch mal knallt, weil jemand nicht zufrieden mit einer Situation im Projekt oder in der Organisation ist. Die Lösung: Konfliktmanagement für Dein Team, und zwar von Anfang an.
Etwas Reibung unter Mitarbeiter*innen ist ganz normal und auf Dauer unvermeidbar: Konflikte werden sich niemals ganz vermeiden lassen, denn es ist zutiefst menschlich, gelegentlich mit anderen aneinander zu geraten. Auch dann, wenn Außenstehende sich nur noch an die Stirn fassen können, weil es schwer nachvollziehbar scheint, wieso aus einer kleinen Sache ein Problem wurde. Es ist aber nicht nötig, dass solche Unstimmigkeiten Dein Team sprengen oder Dich sogar Mitarbeiter*innen kosten.
Wenn der Punkt erreicht ist, an dem Du Dich dank Vorgesetztenfunktion in Deiner Firma nicht mehr heraushalten kannst, helfen unsere Praxistipps für ein wohlüberlegtes Konfliktmanagement Dir beim Bereinigen der Situation.
Tipps für das Konfliktmanagement in Deinem Team
Große Konflikte setzen sich in der Regel aus unzähligen kleinen zusammen. Logik hat damit nichts zu tun, Emotionen ganz viel. Wenn Du das einmal verstanden hast, erkennst Du schnell, was in Deinem Team tatsächlich eskaliert ist – unabhängig von der Beschwerde, die an Dich herangetragen wurde. Denn bevor zwei (oder mehr) Menschen streiten, sind viele andere Dinge passiert, jedes für sich klingt wahrscheinlich ziemlich banal. Niemand geht mit einem kleinen Ärgernis zur Chefin oder zum Vorgesetzten – aber ein großes Problem sieht gleich sehr überwältigend aus.
Ob Deine Mitarbeiter*innen sich bei Dir übereinander beschweren oder ob Du selbst bemerkt hast, dass Du Dich um eine Situation kümmern musst: Wichtig ist jetzt vor allem, dass Du sachlich bleibst und Abstand zu den hochkochenden Emotionen beibehältst. Auch, wenn Du involviert bist. Besonders, wenn es um Dich und Deine Entscheidungen oder gar Führungsqualitäten geht! Was immer vorgetragen wird, was immer vorgefallen ist, Deine Position zeichnet sich durch Sachlichkeit aus. Selbst dann, wenn Du guten Grund hättest, beleidigt zu toben.
Konfliktmanagement: Wenn eins zum anderen kommt, bist Du am Zug
Der Tipp, auf jeden Fall und eben auch im Streitfall sachlich zu bleiben, wird Dich bestimmt nicht überraschen. Aber vielleicht tut es der Vorschlag, wie Du weiter vorgehen solltest. Denn der Wunsch, jetzt Fakten zu sammeln, eine Lösung zu finden und alles möglichst schnell zu klären, ist sehr verständlich – aber weiter kommst Du mit ganz viel Verständnis.
Verständnis für denjenigen, der den Streit vom Zaun gebrochen hat nämlich. So kannst Du die Situation umdrehen: Statt einer Person gegenüberzusitzen, die in eine Verteidigungshaltung genötigt wurde und schon deswegen angespannt und aufgeregt ist und Gefahr läuft, sich bockig zu verhalten … signalisierst Du, dass Du davon ausgehst, dass immer nur die besten Absichten im Spiel waren.
Statt Schuldzuweisungen oder dem Forschen nach Motiven kannst Du nämlich auch einfach erklären, wie es aus Deiner Sicht auch anders und besser gegangen wäre. Du fährst besser damit, nicht alles spontan auszusprechen, was Dir zu einem Konflikt durch den Kopf geht. Lass erst mal größtenteils die anderen reden, bis sich ein Bild der Situation geformt hat, mit dem Du etwas anfangen kannst.
Sag auf keinen Fall „das sehe ich auch so“ oder „da widerspreche ich Dir aber“, bevor Du alle Fakten kennst, alles hast sacken lassen und eine Nacht darüber geschlafen hast. Viel besser ist ein „Ah, ich verstehe (was da passiert ist)“, damit baust Du keine Fronten auf.
Einblick in Zusammenhänge sorgt für mehr Verständnis untereinander
Nicht immer ist allen im Team klar, was ihre Aktivitäten – oder ihre fehlenden Aktivitäten – in einem Projekt ausgelöst haben, so dass nun ein Konflikt entstanden ist. Insbesondere wenn Führungskräfte wie Projektmanager unpopuläre Entscheidungen getroffen haben, ist der Einblick in die Zusammenhänge wichtig: Es handelt sich schließlich nicht um Launen oder das Ausleben von Machtgelüsten, wenn Veränderungen eingeleitet werden, sondern hat gute Gründe.
Wenn diese Gründe allen bekannt sind, können sie damit viel besser umgehen. Dafür müssen gar nicht immer alle begeistert sein, Transparenz und Erläuterungen zu Entscheidungen tragen trotzdem sehr dazu bei, dass ein Team gut mit strukturellen Veränderungen oder stressigen Phasen umgehen kann. Die Hintergründe und Zusammenhänge zu kennen, macht immer den entscheidenen Unterschied.
Als Start-up Gründer*in in Konfliktsituationen gelassen bleiben
Transparenz ist wichtig, wenn es Streit gab oder Fehler gemacht wurden. Auch von Dir. Du kannst eigene Fehler jederzeit einfach souverän eingestehen und wie bei allen anderen Unstimmigkeiten dann direkt zur Lösung weitergehen: Das sachliche Gespräch darüber anregen, welcher Schaden durch ein Problem entstanden ist und wie man dieses nun am besten löst. Das ist viel stressfreier als der Versuch, sie zu vertuschen oder unter den Tisch fallen zu lassen.
Dann kommt der vielleicht wichtigste Punkt: Was geklärt ist, ist geklärt und vorbei. Start-ups handeln schnell und agil, das ist ein großer Pluspunkt – niemand hat die Ressourcen, nachtragend zu sein und einen Groll lange zu pflegen. Die Power, Leidenschaft und die schnelllebigen Abläufe kannst Du Dir zunutze machen, indem Du geklärte Konflikte zu abgeschlossenen Fällen erklärst, mit denen sich nicht mehr beschäftigt wird.
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