lexRocket & lexoffice Community Interview: Jonas Johé von surveycircle

lexRocket & lexoffice Community Start-up Interview: Jonas Johé von SurveyCircle

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Jonas Johé hat seine Forschungsplattform SurveyCircle 2016 in Mannheim gegründet: Eine Webseite, über die Studierende, Doktoranden, Gründer und Startups Teilnehmer für Online-Umfragen finden. Studierende und Doktoranden können hier zusätzliche Teilnehmer für wissenschaftliche Studien rekrutieren. Gründer und Startups haben die Möglichkeit, über SurveyCircle beispielsweise Feedback für neue Produkt- und Geschäftsideen zu bekommen.

Ein spannendes Start-up! Wir freuen uns, dass Jonas Zeit für ein lexoffice Community Interview gefunden hat.

Jonas von SurveyCircle im Interview

lexoffice: Hallo Jonas, Du hast mit SurveyCircle ein sehr spannendes Projekt ins Leben gerufen. Stell Dich doch bitte unseren Lesern kurz vor.

Jonas: Ursprünglich komme ich aus Hessen, bin aber schon zum Bachelorstudium 2006 nach Mannheim gezogen. Die Stadt ist mir damals schon echt ans Herz gewachsen. Mittlerweile habe ich fast ein Drittel meines Lebens in Mannheim verbracht, von daher würde ich mich schon als Mannheimer bezeichnen. Auch auf die Gefahr hin, dass mich der ein oder andere Ur-Mannheimer jetzt schräg anguckt. Im Bachelor habe ich dann International Business an der Dualen Hochschule studiert. Danach habe ich erst einmal drei Jahre gearbeitet, bevor ich mich noch für ein Masterstudium entschieden habe. Den Master wollte ich dann lieber an einer Universität machen, weil ich mehr mit aktueller Forschung zu tun haben wollte. Die Uni Mannheim hat sich dazu angeboten, weil es dort einen flexibel gestaltbaren BWL-Masterstudiengang gibt. Ich habe neben den Kernfächern vor allem Marketing-, Psychologie- und Entrepreneurship-Kurse belegt.

lexoffice: Wie kamst Du darauf, Dich selbständig zu machen?

Jonas: Ich hatte schon früher immer mal wieder kleine Geschäftsideen. Die erste Idee für eine Online-Plattform hatte ich vor dem Abi, aber da war ich einerseits noch mit der Schule beschäftigt und andererseits waren Handys und das mobile Internet damals noch nicht so weit, dass die Plattform funktioniert hätte. Ein paar Jahre später hat die Idee dann jemand anderes mit Erfolg umgesetzt. Das war dann schon ein komisches Gefühl.

Im Masterstudium habe ich irgendwann eine Liste angefangen, auf der ich alle neuen Geschäftsideen gesammelt habe. Egal wie absurd eine Idee schien, sie kam erstmal auf die Liste. Immer wenn eine gute Idee dabei war, ist dann auch das Thema Selbstständigkeit wieder aufgepoppt.

lexoffice: Wann ist Dir die Idee zu SurveyCircle gekommen?

Jonas: Auf die Idee zu SurveyCircle bin ich während meiner Masterarbeit gekommen, als ich für ein Online-Experiment Studienteilnehmer gesucht habe. Es war relativ leicht, Teilnehmer in meinem engeren Umfeld zu finden. Umso schwieriger wurde es dann, Teilnehmer außerhalb meines Bekanntenkreises zu finden. Und gerade das ist ja wichtig, um eine größere Heterogenität in der Stichprobe zu erreichen.
Es gibt ein paar Gruppen auf Facebook und Xing, in denen sich Studienleiter bei der Teilnehmersuche gegenseitig unterstützen. Die Grundidee ist natürlich super. Aber wenn man in diesen Gruppen ein paar Tage lang aktiv war, merkt man, dass sie sich nur sehr begrenzt dazu eigenen, die eigene Forschung wirklich nach vorne zu bringen.

Die Idee zu SurveyCircle kam mir dann in der Bibliothek, als ich eigentlich an meiner Masterarbeit hätte schreiben sollen. Der Kern der SurveyCircle-Idee bestand darin, ein punktebasiertes System zu konzipieren, das gegenseitige Hilfe systematisch fördert und trotzdem unkompliziert zu bedienen ist.

lexoffice: Wie funktioniert SurveyCircle?

Jonas: SurveyCircle funktioniert so: Je häufiger man als Studienleiter an den Umfragen anderer Personen teilnimmt, desto mehr Teilnehmer gewinnt man im Gegenzug für seine eigene Studie. Damit dieses Prinzip funktioniert, gibt es das Survey Ranking: Mit jeder Studie, an der man teilnimmt, sammelt man Punkte. Dadurch wandert die eigene Studie im Ranking nach oben. Je höher eine Studie im Survey Ranking steht, desto mehr Punkte bekommen andere, wenn sie daran teilnehmen. Das heißt: Je besser die Platzierung einer Studie ist, desto größer wird der Anreiz für andere, daran teilzunehmen.

Aber, und das ist ganz wichtig: SurveyCircle ist auch für alle Personen außerhalb der wissenschaftlichen Community offen. Das heißt: Bei SurveyCircle kann jeder, der möchte, spannende Forschungsprojekte miterleben und unterstützen. Also auch Ihr hier bei lexoffice, oder Eure Familien und Freunde.

lexoffice: Was ist das Besondere an SurveyCircle und wo ist die Marktlücke, die Ihr schließen wollt?

Jonas: Das Besondere an SurveyCircle ist, dass man sich seine Umfrageteilnahmen nicht kauft, wie das bei kommerziellen Panels der Fall ist, sondern sich gegenseitig unterstützt, um eine größere Stichprobe zu erreichen. Das gab es vor SurveyCircle so noch nicht. Wir richten uns mit diesem Ansatz besonders an Zielgruppen, die aussagekräftige Studienergebnisse wollen, aber nicht in die Zielgruppe für teure Marktforschungspanels fallen. Dazu gehören z.B. Studierende und Doktoranden, aber auch Gründer und kleine Unternehmen.

lexoffice: Wer sind die Wettbewerber? Und was unterscheidet sie von Deinem Projekt?

Jonas: Es gibt mittlerweile Plattformen, die – genau wie wir – erkannt haben, wie schwierig es sein kann, Umfrageteilnehmer außerhalb des eigenen Bekanntenkreises zu finden. Was die Plattformen grundsätzlich voneinander unterscheidet, ist die Herangehensweise, wie sie das Problem lösen wollen. Und genau da liegt der große Vorteil von SurveyCircle gegenüber anderen Plattformen:

Unsere „USP“ ist der ausgeklügelte Anreizmechanismus, den wir entwickelt haben. Er stellt sicher, dass das Prinzip der gegenseitigen Unterstützung auf unserer Plattform wirklich funktioniert. Wer über SurveyCircle anderen hilft und sich mit seiner Studie an ein relativ breites Publikum richtet, wird im Gegenzug auch wirklich Hilfe zurückbekommen. Soweit wir das sehen können, hat keiner unserer Wettbewerber ein ähnlich faires und gleichzeitig effektives System entwickelt.

Was SurveyCircle noch von anderen Plattformen unterscheidet, ist, dass wir schon früh ein Qualitätssicherungssystem aufgebaut haben und jetzt ständig weiterentwickeln. Es hilft uns dabei, Nutzer zu erkennen, die versuchen, das faire System von SurveyCircle auf Kosten anderer Nutzer zu hintergehen.

lexoffice: Seid Ihr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung von SurveyCircle?

Jonas: Um ehrlich zu sein: Sehr konkrete Erwartungen hatten wir gar nicht, da es unheimlich schlecht abzuschätzen war, wie viele potenzielle Nutzer es eigentlich gibt. Aber wir sind echt zufrieden damit, wie es bisher läuft: Innerhalb der ersten 14 Monate seit dem Going-Live haben über 3.500 Studienleiter über SurveyCircle nach Studienteilnehmern gesucht. Mehr als 90.000 Studienteilnahmen sind so schon zustande gekommen. Da SurveyCircle mittlerweile in 14 Ländern online ist und täglich neue Nutzer hinzukommen, werden wir uns auch weiter personell verstärken.

lexoffice: Wie sorgt Ihr dafür, dass SurveyCircle in der Zielgruppe bekannt wird?

Jonas: Wir machen Marketing über unterschiedliche Kanäle. Manchmal sprechen wir Studienleiter direkt an, wenn wir sehen, dass ihre Studie gut zu SurveyCircle passen könnte. Wir haben auch schon Sponsorings an Universitäten gemacht und ganz traditionell Flyer verteilt. Auf Facebook, Twitter und Instagram sind wir natürlich auch aktiv und freuen uns weiterhin über jedes Like und jeden Follower. Kommerzielle Anzeigen schalten wir zurzeit nur in der Google-Suche.

Wir bauen darauf, dass in Zukunft noch mehr Menschen durch Mund-zu-Mund-Propaganda – oder natürlich durch Medienberichte – von SurveyCircle erfahren, sodass wir unsere Ausgaben für kommerzielle Werbung langfristig etwas zurückfahren können.

lexoffice: Was sind deine größten Herausforderungen als Gründer? Was war das schönste Erlebnis?

Jonas: Bis vor kurzem hätte ich gesagt, die größte Herausforderung war der Weg von der abstrakten Idee bis hin zur funktionierenden und in sich logisch aufgebauten Internetplattform.
Aktuell ist die größte Herausforderung jedoch, SurveyCircle gerade unter Gründern, Studierenden und Doktoranden noch bekannter zu machen.

Mein schönstes Erlebnis war es, zu sehen, dass aus dieser kleinen Idee damals in der Bibliothek eine Plattform geworden ist, die mittlerweile schon mehreren tausend Menschen bei ihrer Forschung geholfen hat.
Ich habe es bis heute noch an keinem einzigen Tag bereut, ein Start-up gegründet zu haben! Manchmal fehlt mir allerdings das Gehalt, das ich früher am Monatsende auf meinem Konto gesehen habe. Darauf muss ich wohl noch eine Zeit lang verzichten.

lexoffice: Wo siehst Du Dich in fünf Jahren? Was muss dafür passieren?

Jonas: Ich sehe mich in fünf Jahren weiterhin bei SurveyCircle. Gerade aus dem familiären Umfeld kommt zwar immer mal wieder die Frage, wann ich denn nun wieder einen „normalen Job“ bei einer „richtigen Firma“ anfangen werden, aber aktuell denke ich darüber überhaupt nicht nach. Im Gegenteil: Ich will, dass sich SurveyCircle im In- und Ausland als anerkannte Plattform im Bereich Forschung und Marktforschung etabliert.

Damit wir SurveyCircle langfristig betreiben und weiterentwickeln können, müssen wir natürlich auch irgendwann Einnahmen erzielen. Das wird ein wichtiger Schritt in den nächsten Jahren sein. Unser Ziel ist es, dass wir auch in Zukunft viele Funktionen der Plattform kostenlos anbieten können. Im Rahmen eines „Freemium-Modells“ werden wir dann zusätzlich zu den kostenlosen Funktionen auch einige Premium-Funktionen anbieten.

lexoffice: Wie machst Du die Buchhaltung für SurveyCircle?

Jonas: Meine Buchhaltung habe ich bis vor ein paar Monaten noch behelfsmäßig mit Sammelmappen, Klarsichtfolien und einem provisorischen Ordnersystem auf meinem Laptop gemacht. Mir war dann aber doch recht schnell klar, dass auf Dauer – spätestens nach der ersten Steuererklärung – was anderes hermuss.

Komplett von einem Steuerberater wollte ich meine Buchhaltung nicht machen lassen. Einerseits aus Kostengründen, andererseits aber auch, weil ich einfach verstehen wollte, wie Buchhaltung funktioniert. Ich habe mich dann im Internet über Buchhaltungssoftware informiert und bin nicht direkt bei lexoffice gelandet, sondern bei einem anderen Anbieter. Dort war ich zwei Monate – und habe dann frustriert wieder gekündigt. Die Software wurde zwar für Startups beworben, war aber für meine Zwecke – als Startup – ziemlich ungeeignet.

Beim Googlen nach einer Alternative bin ich dann auf lexoffice gestoßen. Als Startup kann ich die Software zurzeit ein Jahr lang kostenlos nutzen. Viel wichtiger war mir aber, dass lexoffice einfach das macht, was es machen soll: Es erleichtert mir als Gründer den Verwaltungsalltag.

lexoffice: Was sind die nächsten Dinge, die Ihr in Angriff nehmt?

Jonas: Wir sind gerade dabei, einige neue Funktionen für die Plattform zu entwickeln. Welche das genau sind, verraten wir aber noch nicht. Aber auch Ihr seid natürlich herzlich eingeladen, als Forschungsinteressierte bei SurveyCircle mitzumachen. Dann seid Ihr nämlich garantiert die ersten, die über die neuen Funktionen informiert werden.

Abgesehen von neuen Funktionen schauen wir zurzeit auch verstärkt danach, in welchen weiteren Ländern wir SurveyCircle in den nächsten Jahren anbieten wollen.

lexoffice: Das hört sich alles so spannend wie zukunftsträchtig an. Weiter ganz viel Erfolg!

Vielen Dank.

Jonas Johé, Mannheim
SurveyCircle

www.facebook.com/surveycircle
www.twitter.com/surveycircle
www.instagram.com/surveycircle

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