Mehrfachbeschäftigung

Der Trend zur Mehrfachbeschäftigung:
Leben am Limit

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    Wenn ein Gehalt nicht mehr ausreicht, der aktuelle Arbeitsplatz wenig Erfüllung bietet oder Menschen gerne mal ganz andere Berufe ausprobieren möchten, dann ist Kündigen nicht die einzige Option: Immer mehr Angestellte folgen dem Trend zur Mehrfachbeschäftigung.

    Das Wichtigste in Kürze

    Im Jahr 2017 waren 3,3 Millionen Menschen in Deutschland als Multijobber tätig, wobei die meisten aufgrund von Geldknappheit oder niedrigem Lohn im Hauptjob mehrere Jobs annahmen, nicht um sich selbst zu verwirklichen.

    Die Mehrheit dieser Multijobber, etwa 2,7 Millionen, hatten einen Minijob als Nebenjob, wobei insbesondere Frauen, Ausländer und jüngere Menschen unter 25 Jahren diese Kombination bevorzugen.

    Trotz der Herausforderungen und Risiken des Multijobbings sehen viele darin eine Möglichkeit, ihre finanzielle Stabilität zu erhöhen, sich beruflich weiterzuentwickeln und nicht von einem einzigen Arbeitgeber abhängig zu sein.

    Laut Statistik der Arbeitsagentur waren es 2017 schon satte 3,3 Millionen Menschen, die als Multijobber*innen ihren Lebensunterhalt bestritten haben, Tendenz steigend. Nebenberufliche Gründungen sind hier nicht mitgemeint, denn Mehrfachbeschäftigung heißt das Arbeiten in mehreren Jobs nur dann, wenn es im Angestelltenverhältnis geschieht.

    Mehr verdienen und an weiteren Arbeitsplätzen neue Erfahrungen sammeln, das klingt nach guten Möglichkeiten. Tatsächlich aber multijobben aktuell noch die wenigsten Menschen, um sich selbst zu verwirklichen oder in andere Aufgabengebiete hineinzuschnuppern: Geldknappheit bzw. ein niedriger Lohn im Hauptjob sind in den meisten Fällen der Grund dafür, die stressige Zeitplanung und Doppelbelastung in Kauf zu nehmen. Nicht, um dann über große Reichtümer zu verfügen – sondern um überhaupt über die Runden zu kommen.

    Obwohl es natürlich theoretisch jederzeit möglich ist, auch sehr gut dotierte Zweitjobs auszuführen, werden von den üblichen Auswertungen daher vor allem so genannte „Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit geringfügig entlohntem Nebenjob“ erfasst. Denn so sieht der Arbeitsalltag für die meisten aus, die dem Trend zur Mehrfachbeschäftigung folgen: Sie stellen mit 2,7 Millionen die zahlenmäßig größte Gruppe unter den Mehrfachbeschäftigten – Mitte 2017 hatten mehr als acht von hundert sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen Minijob als Nebenjob.

    Grundsätzlich kann jeder Arbeitnehmer eine weitere Beschäftigung aufnehmen – der Arbeitgeber darf dies nur in bestimmten Fällen explizit untersagen. Für Steuer und Sozialabgaben bei der Mehrfachbeschäftigung müssen unter Umständen alle von einem Arbeitnehmer gleichzeitig ausgeübten Beschäftigungen gemeinsam betrachtet werden.

    Trend zur Mehrfachbeschäftigung: Multijobber sind oft Minijobber

    Überdurchschnittlich oft wird demnach eine sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung mit einem Minijob als Nebenjob kombiniert, die Kombination mit einem geringfügig entlohnten Nebenjob ist besonders bei Frauen, Ausländern sowie Jüngeren unter 25 Jahre verbreitet. Kein Wunder, denn Minijobs vereinen die Möglichkeiten einer Festanstellung mit hoher Flexibilität zu häufig relativ niedrigen Stundenlöhnen – ein interessantes Modell für Arbeitgebende und eine Möglichkeit halbwegs freier Zeiteinteilung für arbeitende Mütter, die Familie, Haushalt und Jobs parallel balancieren müssen.

    Menschen mit noch wenig Berufserfahrung oder fehlenden Sprachkenntnissen haben in vielen Bereichen bessere Einstiegschancen durch eine Kombination mehrerer „kleinerer“ Jobs oder benötigen oft auch einfach mehrere, um finanziell über die Runden zu kommen. Sie haben durch Multijobbing die Chance, in Jobs zu schnuppern und zu entscheiden, ob eine Branche langfristige Optionen bietet.

    Andersherum kann es auch gesundheitlich problematisch werden, sich mit zu vielen Jobs zu überlasten, wenn unregelmäßige Zeiten und stressige Anfahrtswege dazukommen und mehrere Unternehmen wachsende Anforderungen stellen.

    Erfüllung und Stabilität durch Mehrfachbeschäftigung?

    Wer sich bereits mit einer Stelle überfordert und gestresst fühlt, nur ungerne Überstunden macht und einen Burnout fürchtet, kommt wahrscheinlich selten auf die Idee, sich einen weiteren Job zu suchen. Dabei kann Multijobbing auch festgefahrene Situationen lösen, weil andere Strategien probiert und neue Menschen kennen gelernt werden. Mehr Stress ist kein Mittel gegen Überlastung, aber ein notgedrungen anders organisierter Zeitplan kann auch Freiräume schaffen, weil mehr Dinge unter einen Hut gebracht werden und daher besser organisiert werden müssen.

    Menschen mit mehreren Jobs sprechen oft davon, dass ein einziges Aufgabengebiet ihnen nicht genug gibt, sie sich daher mehr Möglichkeiten gewünscht haben, ihren Interessen zu folgen. Tatsächlich geht der Trend zur Mehrfachbeschäftigung bei gut ausgebildeten oder durch Erfahrung höher qualifizierten Menschen sogar zu einer Kombination von Multijobbing und nebenberuflicher Selbstständigkeit, beispielsweise um eine Gründung abzusichern und finanziell gesehen mit Netz und doppeltem Boden zu starten.

    Andere finden es wirtschaftlich riskant, sich von nur einem Arbeitgeber abhängig zu machen und kombinieren schon deshalb immer zwei oder mehr Jobs. Multijobbing ergänzt quasi die Arbeitslosenversicherung im Angestelltenverhältnis um einen weiteren Faktor: Alle Jobs auf einmal zu verlieren, wenn man zwei oder drei hat, das ist nicht sehr wahrscheinlich. Weggehen, wenn eine Sitution sich nicht mehr gut anfühlt, ist ebenfalls einfacher, wenn nicht das gesamte Einkommensgerüst wegbricht.

    Leben am Limit

    Durch digitale Transformation, mobiles Arbeiten und die Zusammenarbeit über die Cloud kommen täglich weitere Möglichkeiten für flexible Arbeitsplätze mit interessanten neuen Aufgaben hinzu. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Multijobbing für sämtliche existierenden Aufgabenbereiche und Branchen auch außerhalb von Minijobs so normal sein wird wie jetzt schon Teilzeitstellen oder eine nebenberufliche Tätigkeit.

    Leben am Limit – das kann schließlich auch heißen, lästige Grenzen zu sprengen und neue spannende und lohnende Wege zu finden.

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