Die Zukunft der Steuerkanzlei, Covid19-Edition

Zukunft der Steuerkanzlei, Covid19-Edition

Im Sommer 2018 sprachen wir mit Steuerberater Florian Gößmann-Schmitt über die #Zukunftskanzlei und seine Einschätzung des Wandels. Zwei Jahre und ein paar Zukunftswerkstätten weiter kam die Krise.

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Die letzten zwölf Monate haben verändert, wie wir das Entwicklungstempo und die Herausforderungen für die #zukunftskanzlei einschätzen. Wir freuen uns, mit Florian Gößmann-Schmitt erneut über die Zukunft der Steuerkanzlei zu sprechen.

Wieder ein sehr spannendes Gespräch, denn kaum eine Branche wurde durch zusätzlichen Entwicklungsbedarf so gebeutelt wie die der Steuerberatenden, die in der Krise anderen Unternehmer*innen zur Seite stehen und ein nie geahntes Tempo vorlegen müssen, um am Markt bestehen zu bleiben.

Florian Gössmann-Schmitt

Florian Gößmann-Schmitt

Steuerberater, Innovationstreiber, Co-Founder bei verfahrensdokumentation.pro

Florian Gößmann-Schmitt ist Steuerberater und Innovationstreiber in Sachen Digitalisierung und Automatisierung als Coach, Autor und Speaker. Mit Software-Lösungen zum Thema Verfahrensdokumentation und Prozessoptimierung bietet er Steuerkanzleien die Werkzeuge für den Wandel zur Beratungskanzlei.

Carola: Lieber Florian, wir haben im August 2018 über die Zukunft der Steuerkanzlei gesprochen und darüber, was mit der Entwicklung in den nächsten fünf Jahren theoretisch alles passieren könnte.

Denn »damals« haben wir ja noch in Zeitfenstern von einem halben Jahrzehnt im Voraus gedacht. Zwei Jahre später kam die Corona-Krise. Jetzt sag mal, wie waren denn deine letzten fünf bis zwölf Monate?

Florian: Tatsächlich sehr spannend. Es ist dann ja durch Corona doch anders gekommen, als wir es uns überlegt hatten. Auch ich habe mir natürlich unser altes Interview noch einmal durchgelesen und bin wie du zu dem Schluss gekommen, dass aus den fünf Jahren, von denen wir glaubten eine Entwicklung abschätzen zu können, eine viel kürzere und komprimierte Phase geworden ist.

»Die eine positive Auswirkung der Krise: Sie hat die Digitalisierung angeschoben.«

Das ist auch vielleicht das eine Positive, das man der Krise abgewinnen kann: Sie hat die Digitalisierung enorm angeschoben, egal ob Steuerberatung oder Schulen oder digitalisierungswillige Mandanten. Weil die plötzich gemerkt haben: Wir müssen das jetzt machen. Auch die kleineren Firmen und Anbieter, die plötzlich Click & Collect machen mussten, um zu überleben – es ist sehr viel Bewegung in den Markt gekommen und das ganze Jahr 2020 mit all seinen Herausforderungen hat den Trend zur Digitalisierung extrem beschleunigt.

Nicht nur, was digitale Buchhaltung betrifft. Das habe ich ja damals schon gesagt: Digitalisierung, das Thema ist durch. Digitale Belegbuchung ist bereits der Standard. Auch wenn der Bedarf jetzt sehr gewachsen ist, seit das auch die Mandanten krisenbedingt gemerkt haben.

Carola: Aber Veränderung als Faktor bleibt uns ja erhalten, das liegt in der Natur der Sache. Es gibt keinen Steuerberatenden mehr, der guten Gewissens die nächsten zehn Jahre noch aussitzen und dabei erwarten kann, dass die Kanzlei Bestand hat, dazu ist zuviel passiert. Wenn Grundlegendes wie digitale Buchungen also der Standard ist und ein Großteil der Mandant*innen bereits begriffen hat, dass sie das dringend brauchen … was kommt dann auf die Steuerbranche im Wandel jetzt zu?

»Was die Mandanten erwarten und brauchen, unterliegt ebenfalls dem Wandel«

Florian: Ich glaube, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren noch weiter einen ganz massiven Mandantenwandel erleben werden. Insgesamt merken wir ja schon, dass die kleineren Allrounder-Kanzleien und Einzelkämpfer sich zunehmend schwerer tun.

Als Steuerberater in einer zukunftsträchtigen Kanzlei genügt es längst nicht mehr, nur in Steuererklärungen gut zu sein. Ich muss auch beraten können zu digitalen Produkten, ich muss gut sein im Einschätzen von und Beraten zu Prozessen, ich muss gut sein und besser werden in der allgemeinen betriebswirtschaftlichen Beratung.

Gerade kleinere Kanzleien können das nur bewerkstelligen mit einem extrem guten Netzwerk und gegenseitiger Unterstützung. Zwar gibt es Tools, mit denen man Steuerkanzleien ein bisschen unter die Arme greifen kann, aber langfristig haben die Kanzleien, die man in der Branche als innovativ wahrnimmt, alle eins gemeinsam:

Sie haben sich spezialisiert und die innovativen Steuerkanzleien haben einen Digitalisierungsspezialisten in der Firma. Ob der nun als Digital Chief Officer oder als GoBD-Profi ist oder für als etwas anderes bezeichnet wird, das ist dann fast schon egal – Hauptsache es ist jemand da, der den Mandanten auch in seinen kaufmännischen Prozessen und deren Digitalisierung beraten oder zumindest unterstützen kann.

Dieser Wandel wird auch nicht in einem Zeitfenster von fünf Jahren stattfinden müssen, sondern das dauert höchstens noch ein oder zwei Jahre, bis solche Beratungsdienstleistungen von vielen Mandanten vorausgesetzt werden.

Zu diesem Thema gebe ich im April auch ein Online-Seminar, das Steuerberater*innen dabei helfen wird, auch solche »neuen« heute mit anfallenden Leistungen entsprechend honoriert zu bekommen.

Online-Seminar: Mandanten begeistern, (Zusatz-)Leistungen verkaufen

Referent Florian Gößmann-Schmitt: »Wir geben Ihnen Werkzeuge und Ideen an die Hand, wie Sie es schaffen, die von Ihnen erbrachten, zweifellos wertvollen Leistungen entsprechend honoriert zu bekommen – direkt umsetzbar durch viele kleine, praktische Beispiele.«

Online-Seminar 14.04.2021 um 15:00 Uhr

Zur Buchung auf onlinetraining.haufe.de

Carola: Gibt es denn etwas in unserem alten Interview, das du heute völlig anders siehst? Und: Wie war es denn für dich persönlich?

»Durch die Krise hat sich mein Fokus komplett verschoben.«

Florian: Abgesehen davon, dass wir wesentlich schneller in alle Digitalisierungsthemen einsteigen? Nein. Für mich war und ist es eine spannende Zeit. Wir haben mit Hochdruck an unserer Software zur Erstellung der Verfahrensdokumentation gearbeitet, um uns den neuen Herausforderungen stellen zu können. Überhaupt am Bereich Prozess-Check, da arbeite ich auch noch an einer zweiten Softwarelösung, die im März in die Testphase geht.

Mein Fokus hat sich daher komplett verschoben, und zwar darauf, digitale Werkzeuge für die Kollegen zu entwickeln, diese zu beraten und überhaupt deren Entwicklung zu betreuen: Wie muss ich mich positionieren? Wie kann ich so ein Thema umsetzen? Wo kriegt man das Know-how her? Wie kann ich sowas denn überhaupt angehen?

Denn Steuerberater und Steuerberaterinnen können das ja eigentlich alles – es fehlt nur oft der Ansatz oder die Idee, wie man diese Dinge umsetzen kann.

Carola: Die Kollegen der Steuerbranche dabei unterstützen, Wissenslücken und Blockaden zu lösen und am Ende erfolgreich die Mandanten zu beraten: Du hast auf jedenfalls herausragende Voraussetzungen als Coach und wir wünschen dir sehr viel Erfolg.

Kannst du uns denn schon etwas über dein neues Projekt verraten und die Website-Adresse nennen, unter der man dann in einigen Tagen nachlesen kann?

Florian: Die Homepage ist www.steuerberaterprofis.de und wir starten am 15. März.

Carola: Danke sehr, da schauen wir gerne vorbei und sind schon gespannt. Vielen Dank – das klingt alles so, als hätten wir uns bestimmt nicht zum letzten Mal über die Zukunft der Steuerkanzlei ausgetauscht.

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