Achten Sie allerdings darauf, die Gesprächsführung nicht aus der Hand zu geben. Sie sitzen nicht am Pokertisch, geben keine private Therapiestunde und sind auch nicht erpressbar. Wenn es normale, sachlich durchführbare und akzeptable Wege gibt, eine geschätzte Fachkraft zu halten, möchten Sie diese gerne wissen und dann überlegen, ob Sie ein Angebot der Rückkehr von der Kündigung machen. Einen Schritt nach dem anderen.
Er oder sie geht trotzdem?
Wenn Sie alles probiert haben, aber die Entscheidung ist gefallen, können Sie immer noch ein so genanntes Exit-Gespräch mit einer weiteren Person oder der HR-Abteilung vereinbaren.
Im Exit-Gespräch spricht der Mitarbeitende nicht mit der direkten Führungskraft, sondern mit der Personalabteilung oder einem anderen Vorgesetzten, um den wahren Kündigungsgründen auf die Spur zu kommen und für die Zukunft daraus zu lernen. Exit-Interviews sollten erst von Ihnen in Auftrag gegeben oder angefragt werden, wenn der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin keinerlei negative Konsequenzen mehr befürchten muss. Alle Formalitäten inklusive Arbeitszeugnis sollten Sie also vorher erledigen und dann die Chance nutzen, ehrliche Auskünfte zu erhalten.
Tipp: Nutzen Sie zur Erstellung des Arbeitszeugnisses das kostenlose lexoffice Arbeitszeugnis Muster.
Denn natürlich werden Mitarbeitende auch „bessere Chancen anderswo“ als Grund nennen, wenn sich einfach nur das Wohlfühlgefühl im Team sehr in Grenzen hielt, Chef oder Chefin sich nicht als Führungskraft bewährt haben oder Wertschätzung komplett fehlte. Den wahren Gründen kommen alle Beteiligten häufig erst dann auf die Spur, wenn die Entscheidung gefallen ist und auf neutralem Grund mit unbeteiligter Moderation und wohl überlegten Hintergrundfragen darüber gesprochen wird, wie sich das alles anfühlt.
Es hat nichts mit Unwahrheiten zu tun, wenn Mitarbeitenden erst im Exit-Gespräch klar wird, woran ihr Kündigungswunsch wirklich gelegen hat und unter »Anleitung« ein Unwohlsein in Worte fassen, für dass es vorher wahrscheinlich keinen Raum gegeben hat. Denn es ist nur menschlich, sich weitere und rationalere Gründe als emotionale Unzufriedenheit zu suchen, wenn es um etwas so Wichtiges wie einen Arbeitsplatzwechsel geht.
Auch wenn am Ende dabei herauskommt, dass die Beteiligten keinesfalls wieder am gleichen Arbeitsplatz zusammen kommen möchten, gibt es doch wertvolle Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wo man gemeinsam noch hätte anders abbiegen können. Oder wo Strukturen immer wieder zu Frust führen werden, Prozesse für Kommunikation fehlen oder ein Störenfried im Team für Stimmung sorgt: die Möglichkeiten für Fehlverhalten in der zwischenmenschlichen Kommunikation sind so unendlich wie die Lösungsmöglichkeiten zum Glück auch.
Fazit: Es ist eben doch persönlich
Es ist nicht persönlich, wenn ein Mitarbeiter kündigt. Machen Sie es dazu.
Wie Sie damit umgehen, wenn Sie eine Fachkraft verlieren, das verändert nicht nur die Einstellung der Person, die geht oder vielleicht bleibt. Es wirkt sich auch auf das restliche Team aus und gar nicht zuletzt auch auf Sie selbst. Sie werden es nie wieder selbstverständlich finden, dass alle Team-Mitglieder antanzen, wenn in einer wichtigen Phase eine Kündigung erfolgte und zukünftig sehr auf Warnsignale achten – also was tun, wenn Mitarbeiter kündigen?
Auf jeden Fall nicht einfach weitermachen wie bisher, sondern Erkenntnisse gewinnen, zukünftig strategisch einfließen lassen und darauf achten, dass der Verlust eine Ausnahme bleibt.