Fachkräftemangel

Fachkräftemangel

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    Der Fachkräftemangel in Deutschland bezieht sich darauf, dass sich auf eine freie Stelle höchstens zwei Arbeitnehmer:innen bewerben, unabhängig von deren Qualifikation. Hauptursachen für den Fachkräftemangel sind die schrumpfende Bevölkerung, die Abwanderung von Fachkräften ins Ausland, steigende Anforderungen an Arbeitnehmer:innen und eine Tendenz zur höheren Bildung statt zur Berufsausbildung. Unternehmen können dem Fachkräftemangel entgegenwirken, indem sie bessere Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsangebote, ein positives Arbeitsumfeld und Diversität fördern.

    Fachkräftemangel – Ursachen und Lösungen

    Der Fachkräftemangel in Deutschland ist seit einigen Jahren ein immer wiederkehrendes Thema in Bezug auf den Arbeitsmarkt. Wo früher vermehrt über Arbeitslosigkeit berichtet wurde, steht jetzt die Arbeitslosigkeit im Fokus. Doch welche Ursachen gibt es eigentlich für den Führungskräftemangel? Und welche Lösungen gibt es für Unternehmen, nicht selbst darunter zu leiden?

    Die Definition des Fachkräftemangels in Deutschland

    Der Fachkräftemangel bezieht sich nicht – wie oft vermutet – darauf, dass Unternehmen Probleme haben, gut ausgebildete Arbeitnehmer:innen zu finden, sondern darauf, dass die Bewerbungen generell zurückgehen.

    Ein Fachkräftemangel liegt dann vor, wenn sich auf eine freie Stelle höchstens zwei Arbeitnehmer:innen bewerben. Deren Qualifikation spielt dabei erstmal keine Rolle. Es zeigt viel mehr auf, dass ein Unternehmen, eine Branche oder ein Beruf für die Bewerber und Bewerberinnen nicht attraktiv genug ist, um sich darauf zu bewerben.

    Laut dem Bundeswirtschaftsministerium sind über die Hälfte aller deutschen Unternehmen vom Fachkräftemangel betroffen oder zumindest davon bedroht.

    Da sich der Fachkräftemangel nicht auf ein einzelnes oder wenige Unternehmen bezieht, sondern deutschlandweit vorhanden ist, bezieht sich die Definition im Grunde auf statistische Angaben, die von der Bundesagentur für Arbeit bereitgestellt werden. Laut diesen Statistiken gab es im März 2022 1,2 Millionen offene Stellen, für die sich kaum Bewerber:innen fanden.

    Ungefähr zwei Drittel dieser 1,2 Millionen Stellen waren für Fachkräfte ausgeschrieben, also qualifiziertes Personal. Das Problem greift aber tiefer und fängt bereits früher an.

    Im Jahr 2020 blieben fast 60.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Das Ergebnis sollte klar sein: Wo Ausbildungsstellen offen bleiben, können keine Fachkräfte für die Zukunft ausgebildet werden. Im Jahr 2023 wäre ein Teil dieser Ausbildungen abgeschlossen und die Arbeitnehmer:innen könnten sich zu Fachkräften weiterentwickeln. So bleiben diese Stellen unbesetzt und es kommen keine neuen Fachkräfte nach.

    Das ist aber nicht die einzige Ursache für den Fachkräftemangel.

    Ursachen für den Fachkräftemangel

    Fachkräfte werden vor allem in Branchen und Berufsgruppen gesucht, in denen spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten entscheidend sind. Kenntnisse und Umgang mit neuer Technik, modernen Methoden und Anpassungsfähigkeiten sind dabei gefragt.

    Die Wirtschaftssegmente, die am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen sind, sind diese:

    • Handwerk
    • Ingenieur:innen, Programmierer:innen und andere akademische Berufsgruppen
    • Logistik
    • MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik)
    • Pflege- und Gesundheitsberufe
    • Sozialarbeit

    Generell weitet sich der Fachkräftemangel aber auf alle Branchen und Wirtschaftszweige aus.

    Die Ursachen dafür sind vielfältiger Natur und lassen sich in den meisten Branchen nicht auf einen Punkt herunterbrechen.

    Der Fachkräftemangel geht über das normale Maß an Schwankungen durch die Dynamik der einzelnen Märkte hinaus. Engpässe sind hin und wieder ganz normal, der Fachkräftemangel hingegen ist ein Ergebnis mehrerer Ursachen, die sich nicht unbedingt von alleine wieder regulieren.

    Das Alter der Fachkräfte

    Die Bevölkerung in Deutschland geht seit Jahren zurück. Damit schrumpft auch der Anteil an Arbeitnehmer:innen. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn Fachkräfte in Rente gehen, aber diese nicht junge Bewerber:innen ersetzt werden können.

    Laut Berechnungen von Experten wird die Anzahl an verfügbaren Arbeitskräften in Deutschland bis zum Jahr 2030 um fast 4 Millionen sinken. Die niedrige Geburtsrate in Deutschland hat dem nichts entgegenzusetzen.

    Fachkräfte kommen nicht aus dem Ausland

    Deutschland ist dafür bekannt, ein „offenes Land“ zu sein, wenn es darum geht, Menschen aus dem Ausland aufzunehmen. In den letzten Jahren kamen zahlreiche Menschen über die Grenzen nach Deutschland und suchen hier nach Arbeit. Das Problem: Es handelt sich dabei kaum um junge Fachkräfte.

    Ein Ausgleich des Fachkräftemangels ist laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.

    Menschen hören früh auf

    Mit 63 ist in Deutschland das Rentenalter erreicht, wobei nicht für jede:n Arbeitnehmer:in dann bereits die volle Rente verfügbar ist. Dafür müssen ein paar weitere Voraussetzungen erfüllt werden. Eine davon ist, dass man 45 Jahre in Vollzeit gearbeitet haben muss. Die meisten Fachkräfte erfüllen diese Voraussetzung und gehen dementsprechend „früh“ in Rente.

    Dazu kommen auch zahlreiche Arbeitnehmer:innen, die ihr Geld gespart oder gut angelegt haben, um bereits vor dem Rentenalter das Arbeitsleben hinter sich zu lassen und sich anderen Dingen zu widmen.

    Dadurch verlassen viele Fachkräfte den Arbeitsmarkt „vorzeitig“ und das kann nicht durch die junge Generation aufgefangen werden. Allerdings dürfte sich dieser Umstand auf gewisse Weise ein wenig verändern, denn die Rente mit 63 dürfte weniger werden.

    Die Anforderungen steigen

    Ein wenig sind die Unternehmen auch selbst schuld am Fachkräftemangel. Die Anforderungen an die Mitarbeiter:innen steigen stetig an und vor allem in den mittleren Lohngruppen entsteht dadurch ein großes Loch.

    Moderne Unternehmen treten dem mit Angeboten für Weiterbildungen entgegen, aber diese müssen erst ihre Wirkung zeigen. Sie bilden ihre Mitarbeiter:innen also selbst weiter, anstatt auf dem Markt nach den wenigen vorhandenen Mitarbeiter:innen zu suchen, die die Anforderungen erfüllen.

    Allerdings kostet das Zeit und Geld, weshalb nicht jedes Unternehmen diesen Schritt geht. Arbeitnehmer:innen können sich natürlich auch auf eigene Faust weiterbilden, aber ihnen fehlt häufig das Geld dafür.

    Mehr Studium, weniger Ausbildung

    Egal, wo und mit wem man über den Fachkräftemangel spricht, dieses Thema kommt dabei für gewöhnlich auf den Tisch: Die jungen Generationen studieren lieber lange, statt eine Ausbildung zu machen.

    Das trifft vor allem die handwerklichen Berufe hart. Auch die Elektro- und Metallindustrie sind davon betroffen. Gerade die reinen Ausbildungsberufe haben große Probleme, Auszubildende zu finden.

    Dabei zeichnet sich ab, dass das Studium alleine gar nicht mehr so zielführend sein muss. Der Markt ist überlaufen mit Studienabschlüssen, aber hat eine große Lücke bei Ausbildungsstellen.

    Schuld daran ist auf gewisse Weise das Bildungssystem und der Umstand, dass Jugendlichen jahrelang das Studieren nahegelegt wurde, um beruflich bessere Chancen zu haben. Dieser Umstand dreht sich durch den Fachkräftemangel ein wenig, denn die Studierten haben im Gegensatz zur ausgebildeten Person keine Fachkenntnisse.

    Die Industrie- und Handwerksverbände sind allerdings auch nicht sonderlich erfolgreich darin, die Ausbildungsberufe für junge Bewerber:innen attraktiv zu machen. Vor allem in der so wichtigen Work-Life-Balance und den Perspektiven für die Zukunft hinken diese Berufe häufig hinterher, wodurch sich die jungen Arbeitnehmer:innen lieber auf Branchen fokussieren, die ihnen diese Wünsche erfüllen können.

    Jobwechsel und Abwanderung

    Ein weiteres Problem, das sich vor allem im Handwerk deutlich zeigt, ist, dass die Fachkräfte nicht in ihren erlernten Jobs verbleiben. Nur 36,5 Prozent der gelernten Handwerker bleiben auch dauerhaft ihrem Handwerksberuf treu. Der Rest wandert entweder in die Industrie ab oder geht ganz andere Wege.

    An den Landesgrenzen können diese Wege auch ins Ausland führen, wo beispielsweise Österreich und die Schweiz attraktive Arbeitsplätze anbieten.

    In den Bereichen wie IT oder Programmierung hingegen suchen sich die Arbeitnehmer:innen ihre Jobs direkt zu Hause am Computer. Das Angebot ist schließlich weltweit einsehbar und als Freelancer oder Freiberufler:in lässt sich flexibel selbst etwas aufbauen, statt sich von einem Unternehmen abhängig zu machen.

    Was können Unternehmen tun, um gegen den Fachkräftemangel zu bestehen?

    Die Ursachen für den Fachkräftemangel zeichnen im Grund schon ein Bild von dem, was man als Unternehmer:in dagegen tun kann, selbst davon betroffen zu sein.

    Die Lösungen beziehen sich vor allem auf die Arbeitsbedingungen, die Unternehmenskultur, die Familienfreundlichkeit und die Entwicklungsmöglichkeiten. Die Vergütung steht gar nicht so hoch im Kurs, wie viele Arbeitgeber:innen denken. Viele versuchen, ausschließlich mit Geld zu locken, aber damit kriegt man kaum noch junge Arbeitnehmer:innen überzeugt. Die haben andere Ansprüche.

    Ausbildung und Weiterbildung

    Auf dem Papier können viele Arbeitnehmer:innen etwas nachweisen. Eine Ausbildung, ein Studium, ein Praktikum und so weiter. Aber Unternehmen brauchen Fachpersonal mit Praxiserfahrung. Dabei sollte es keine Rolle spielen, woher diese Erfahrung kommt.

    Wichtig ist, dass das Personal seinen Job macht und diesen beherrscht.

    Deshalb ist es für moderne Unternehmen wichtig, eigene Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote anzubieten. Vor allem die Möglichkeiten zur Weiterbildung sind dabei wichtig. Nicht jede:r Arbeitnehmer:in ist bereits eine Fachkraft, aber durch gezielte Weiterbildungen lassen sich aus Rohdiamanten starke Fachkräfte entwickeln.

    Das hat gleich zwei Vorteile:

    Sie bilden Ihre eigenen Angestellten weiter und machen diese zu Fachkräften.

    Ihr Unternehmen wird für Fachkräfte attraktiver, da diese Chancen sehen, sich ebenfalls noch weiterzubilden.

    Ein positives Arbeitsumfeld

    Die Unternehmenskultur und das gesamte Umfeld sind sehr wichtig für junge Arbeitnehmer:innen. Niemand will sein Leben lang einen Job in einem Umfeld machen, in dem man sich nicht wohlfühlt.

    Hier kommt auch die Work-Life-Balance oder weitergedacht auch die Work-Life-Integration ins Spiel. Nicht nur das Unternehmensklima sollte positiv sein, auch die Einrichtungen und Möglichkeiten sind ein wichtiger Faktor für Arbeitsuchende.

    Der Pausenraum für die Mittagspause darf gerne etwas mehr Ausstattung bekommen als einen Tisch und vier Stühle. Auch die Werkstätten und Produktionsräume können modern eingerichtet werden. Schließlich wirkt sich auch die Optik positiv auf die Gefühle aus.

    Dazu kommen weiterführende Einrichtungen, die es den Arbeitnehmer:innen einfacher machen, ihren Job mit der Familie zu vereinbaren. Ein Betriebskindergarten oder andere Angebote, die es Familienmenschen einfacher machen, sind dabei Gold wert.

    Diversität

    Das immer aktuelle Thema Diversität ist ebenfalls wichtig. Dabei geht es aber nicht nur darum, eine Frauenquote einzuhalten. Obwohl die aktive Förderung von Frauen ein guter Ansatz ist, denn vor allem hier wird viel Potenzial weiterhin nicht genutzt.

    Auch ältere Arbeitnehmer:innen können angesprochen werden. Hier stehen die Fachkräfte sozusagen bereit, werden aber häufig aufgrund des hohen Alters nicht mehr eingestellt. Das Alter sollte kein Hindernis sein, ganz im Gegenteil, bringen diese Arbeitnehmer:innen genau das Know-how mit, das Sie suchen und das an die jüngeren Generationen weitergegeben werden kann.

    Das kann nebenbei auch in Form von Minijobs angeboten werden, mit denen sich Rentner etwas dazuverdienen können.

    Außerdem sind Arbeitsstellen für Menschen mit Behinderung nach wie vor verhältnismäßig rar. Hier können Unternehmen einen komplett neuen Pool an fähigen Arbeitnehmer:innen erschließen, die von anderen nicht genutzt wird.

    Und dann gibt es natürlich noch Menschen mit Migrationshintergrund und ausländische Arbeitnehmer:innen, die Qualifikationen mitbringen, die viele Deutsche vielleicht gar nicht besitzen. Fachkräfte aus dem Ausland sind bestens qualifiziert für die Jobs und bringen zusätzlich unter Umständen auch noch Einblicke und Ideen mit, die völlig neue Ansätze ermöglichen.

    Je offener ein Unternehmen sich bei der Arbeiter:innensuche zeigt, desto größer wird der Pool an möglichen Arbeitnehmer:innen und gleichzeitig wächst auch die Fachkenntnis im Unternehmen. Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen bringen auch unterschiedliche Facetten mit.

    Weiterempfehlungen

    Durch das Internet hat eine Form des indirekten Marketings extrem zugenommen: die Weiterempfehlung.

    Bewertungsportale, Influencer:innen und Social Media machen es möglich. Zu jedem Produkt und jedem Unternehmen geben die Menschen ihre Meinungen zum Besten.

    Das funktioniert auch in Bezug auf die Suche nach Arbeitnehmer:innen, denn die Bewertungen von aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter:innen kann ein entscheidender Faktor bei der Auswahl der Arbeitsstelle sein.

    Durch die oben genannten Punkte wird ein Unternehmen attraktiver für Bewerber:innen. Sie müssen aber auch davon erfahren, dass diese attraktiven Aspekte vorhanden sind. Das passiert über Weiterempfehlungen.

    Sie können Ihre Mitarbeiter:innen also bewusst dazu animieren, Bewertungen und Meinungen zu ihrer Arbeitsstelle im Internet zu hinterlassen.

    Ein attraktiver Arbeitsplatz bringt schließlich nur dann etwas, wenn bekannt ist, dass dieser existiert.

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