Unternehmensnachfolge auf Augenhöhe

Unternehmensnachfolge auf Augenhöhe

Ein Wechsel auf der Führungsebene führt in Familienunternehmen und anderen Firmen dazu, dass ausgetretene Pfade verlassen werden (müssen). Ein lexoffice Community Interview mit Nachfolge-Expertin Lioba Heinzler.

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Inhaltsverzeichnis

    Ein Chef geht in Rente und der Sohn übernimmt – oder eine Chefin verkauft den langjährigen Betrieb und Nachfolger:innen werden gesucht. Warum Unternehmensnachfolge viel komplexer ist als das simple Übertragen von Führungsaufgaben und heute sowieso Augenhöhe die wichtigste Übereinkunft ist bei einer Betriebsübergabe, das weiß Lioba Heinzler.

    Autor:in: Carola Heine

    Veröffentlicht:

    Kategorie: Erfolgstipps für Selbstständige

    Lioba Heinzler

    „Mein Name ist Lioba Heinzler und als Coach begleite ich Unternehmer und Unternehmerinnen, ihre ambitionierten Ziele am besten mit Leichtigkeit und Freude zu erreichen. Da gehört ja immer eine Menge dazu. Zum Beispiel, wie sich diese Ziele mit einem dynamischen Team erreichen lassen. Da einer meiner großen Schwerpunkte das Thema Unternehmensnachfolge ist, auch alles rund um die Frage: Wie geht das mit einer lebendigen Familie?

    (Foto: Anette Hammer, freistil fotografie)

    Begleiterin im Wandel: Lioba Heinzler, Unternehmensnachfolge-Coach

    Carola Heine: Liebe Lioba, wie kommst du denn auf das Thema Unternehmensnachfolge?

    Lioba Heinzler: Als Supervisorin und Coach habe ich viele Jahre Führungskräfte und Teams in Veränderungsprozessen begleitet. Immer wieder konnte ich dabei feststellen, dass Turbulenzen im Team letztlich mit einer Unternehmensnachfolge zusammenhingen.

    Die Unternehmensnachfolge ist einer der größten und tiefgreifenden Change Prozesse in einem Unternehmen, was aber häufig in Bezug auf die zeitliche Dauer und eben auch die Intensität unterschätzt wird.

    Mit der Zeit habe ich immer mehr direkt mit den Chefs, den Unternehmern und Unternehmerinnen und den Inhaber:innen gearbeitet, damit sie diesen Prozess gut meistern. Dann habe ich mich auch noch mal intensiv weitergebildet, damit ich mit ganzen Unternehmerfamilien arbeiten kann. Denn das weiß jeder, der eine Familie hat: Die ist bekanntlich ein eigenes System mit besonderer Dynamik.

    Daher ist das heute einer meiner Schwerpunkte. In erster Linie geht es dabei darum, dass der Nachfolger oder die Nachfolgerin so schnell wie möglich in der neuen Rolle ankommt. Denn der heutigen Generation fehlt im Gegensatz zu der davor die Zeit, um souverän die Leitung zu übernehmen und das Unternehmen führen zu können.

    Carola Heine: Sprichst du jetzt von Familienunternehmen und einem Generationenwechsel der Unternehmer:innen? Oder von allen Wechseln in den Führungsebenen, wenn jemand in den Ruhestand geht?

    Lioba Heinzler: Es gibt auch Organisationen, die sich bei mir melden und sagen „Wir haben hier einen Wechsel in der Geschäftsführung.“ Das sind dieselben Prinzipien, denn wenn jemand 20 oder 30 Jahre ein Unternehmen geleitet hat, dann hat er oder sie Spuren hinterlassen, die Unternehmenskultur geprägt. Wer nachfolgt, muss die Dinge anders machen, braucht neue Lösungen.

    Das löst dann Erwartungen und Befürchtungen aus. Einmal bei den Betroffenen selber, aber auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und manchmal schlagen auch zwei Herzen in einer Brust: Zum Glück kommt da jetzt der oder die Neue. Und: Hilfe, was bedeutet das für uns?

    Das ist ein ganz spannender und lebendiger Mix aus sehr vielen unterschiedlichen Emotionen. Ganz häufig wird unterschätzt, wie sich eine solche Dynamik auswirken kann.

    Linienmuster

    Hemmnisse der Unternehmensnachfolge

    Die 3 größten Hemmnisse für Senior-Unternehmer bei der Unternehmensnachfolge in Deutschland im Jahr 2019 laut statista.com:

    43% sind nicht vorbereitet
    38% können emotional nicht loslassen
    48% finden keinen Nachfolger

    Die Anzahl der Senior-UnternehmerInnen, die sich bei der Suche nach einem Nachfolgenden von ihrer IHK beraten ließen sowie die Anzahl der potenziellen NachfolgerInnen, die eine IHK-Beratung aufsuchten, da sie sich für die Übernahme eines Unternehmens interessierten, in den Jahren von 2009 bis 2019.

    Im Jahr 2019 wurden bei den IHK alleine schon 7.227 Senior-UnternehmerInnen bezüglich der Suche nach einem Nachfolgenden beraten.

    Unternehmensnachfolge auf statista.com

    Auch Innovation und digitaler Wandel können Einflussfaktoren sein

    Carola Heine: Ist der digitale Wandel auch ein Thema dabei? Wenn die vorherige Generation nicht innovativ aufgestellt war und jetzt kommt jemand Neues, der oder die aus Beobachtung weiß: Es ist an der Zeit, Dinge zu automatisieren und digital zu arbeiten, zum Beispiel.

    Lioba Heinzler: Ja, das sind auch Nachfolgethemen. Was ich immer wieder erlebe: Früher war es selbstverständlich, dass die Kinder ein Unternehmen übernommen haben. Firmen wurden weitestgehend in der Familie weitergegeben. Das ist heute nicht mehr so selbstverständlich.

    Die meisten Kinder haben kein Interesse an der Firma ihres Vaters – es sind ja aktuell 95% Männer, die Unternehmen abgeben. Sie hätten vielleicht Interesse, aber eben nicht so, wie die Eltern es vorgelebt haben: Mit 60 oder 70 Stunden Arbeit in der Woche. Sie stellen sich ihr Leben anders vor.

    Diese Kinder suchen sich dann oft eine eigene Form der Selbständigkeit, gründen zum Beispiel ein Start-up. Einfach weil das, was die Eltern da machen, nicht mehr so funktioniert, wie sie sich das vorstellen. Da ist Digitalisierung auf jeden Fall ein Thema. Aber auch: Gibt es Abläufe und Prozesse oder ist der Chef jeden Tag für jede Kleinigkeit selbst zuständig?

    Das dritte Thema ist dann: Wie flexibel ist das Team? Man schaut so oft danach, ob der Maschinenpark modern ist, dabei kann man eine Maschine schnell austauschen. Aber wenn ich ein Team habe, das mit dem Senior alt geworden ist und dessen liebster Satz ist „Das machen wir schon immer so“, das lässt sich nicht auf Knopfdruck austauschen wie ein veraltetes Gerät. Dann geht es um die Frage, ob diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelernt haben, sich Herausforderungen zu stellen und Probleme zu lösen oder ob sie in ihren Arbeitsweisen festgefahren sind.

    Carola Heine: Wie darf ich mir das vorstellen, arbeitest du dann mit den Teams oder mit den Führungskräften?

    Lioba Heinzler: Beratung und Unterstützung holen sich in der Regel immer die Schwächsten. Das sind entweder die Nachfolger oder Nachfolgerinnen, die sagen „Ich würde ganz gern, aber es geht nicht weiter – oder wir verheddern uns ständig“. Oder es sind Mütter, die sagen „Ich will nicht mehr, dass jeden Sonntagnachmittag beim Kaffee über das Thema Unternehmensnachfolge diskutiert wird.“

    Die Senior-Unternehmer sind in der Regel taffe Unternehmer, die 30 Jahre allen vorangegangen sind. Bei der Nachfolge steht ihnen diese Stärke, vorangehen zu können und Entscheidungen zu treffen, dann oft im Weg. Nachfolge muss nämlich auf Augenhöhe ausgehandelt werden. Das macht niemand alleine.

    Vielleicht hat das vor ein oder zwei Generationen noch anders funktioniert, wenn der Papa sagte „Du machst das so“. Der Umgang miteinander hat sich aber inzwischen verändert und das ist ja auch gut so. Die heutige Generation sagt, was sie will. Lösungen auf Augenhöhe sind angesagt, damit hat so mancher Senior unter den Unternehmern oder Best Agern nicht so viel Übung.

    Carola Heine: Aber wenn du beauftragt wirst, dann muss der Senior doch einverstanden sein. Du kannst dich ja nicht einfach hinsetzen und loslegen, der aktuelle Chef oder die aktuelle Chefin müssen den Bedarf erkannt haben.

    Lioba Heinzler: Ja, darauf lassen sie sich auch ein: Wenn zum Beispiel die vertraute Ehefrau sagt „Da müssen wir jetzt mal was machen“. Oder die Kinder. Dann setzen wir uns im Vorfeld zusammen, alle einzeln und danach treffen wir uns für zwei Tage im Hotel. Da geht es dann um Stärken, um die Punkte an denen es wirklich hakt, um die Themen der Familie. Dann suchen wir gemeinsam nach Lösungen, die auch weit über die zwei Tage hinaus tragfähig sind.

    Carola Heine: In Familien gibt es ja oft so ganz typische Rollenverteilungen. Lassen die sich denn auflösen?

    Lioba Heinzler: Nein, das ist nicht meine Aufgabe. Es ist spannend und anspruchsvoll, an zwei intensiven Tagen all diese Dinge mitzuerleben. Ich bekomme alle diese Strömungen mit und sehe, was wie wirkt. Bestimmte Sachen spreche ich dann einfach an, aber mein Anspruch ist nicht, so etwas aufzulösen, sondern eine gemeinsame Lösung zu finden. Bisher ist es mir immer gelungen.

    Ich kann dann zwar nicht versprechen, dass Sohn oder Tochter die Firma übernehmen. Aber was ich zusagen darf: Wir werden einen Konsens finden, wie es mit dem nächsten Schritt weitergehen kann. Die Lösung kann ja auch darin bestehen, dass die Firma verkauft wird oder jemand von außerhalb der Familie sie übernimmt. Klarheit hilft dabei, Entscheidungen zu fällen. Vielleicht sagt man dann „Es war eine gute Zeit, jetzt geht es anders weiter“.

    Carola Heine: Deine Themen sind für ganz viele Menschen unfassbar spannend und die gute Nachricht ist, dass es von dir Online-Events zur Unternehmensnachfolge gibt.

    Lioba Heinzler: Richtig. Ich habe im Februar einen Online-Kongress zum Thema „Unternehmensnachfolge – Unternehmer der Zukunft“ gehalten. Außerdem gibt es alljährlich von mir ein Event am bundesweiten Aktionstag Unternehmensnachfolge durch Frauen.

    Bisher war es ein Tag, diesmal werden es vier. Was mir immer wieder auffällt: Männer scheinen viel eher bereit sein, eine bestehende Firma zu kaufen als Frauen. Seit mir das aufgefallen ist, habe ich mich stärker mit diesem Thema beschäftigt und möchte das Bewusstsein, dass eben auch das möglich ist, viel mehr Frauen nahebringen.

    Carola Heine: Zumal auch digitale Wandel ganz viele Dinge viel einfacher macht, als sie es noch vor wenigen Jahren waren.

    Die Bekanntschaft mit dir verdanken wir ja auch der lexoffice Community. Seit wann nutzt du denn unsere Unternehmenslösung?

    Lioba Heinzler: Seit fünf Jahren. Ich habe erst gegoogelt und mich umgeschaut. Dann habe ich mich in meiner Bubble aus Selbständigen umgeschaut und nach einem Tool gefragt, das DATEV-Anbindung hat, denn ich mache nur vorbereitende Buchführung – den Rest soll mein Steuerberater machen. Ich brauche vor allem etwas für Angebote und Rechnungen, ein digitales Tool, und da wurde mir von vielen Seiten begeistert lexoffice empfohlen.

    Ich finde es wunderbar, dass man sofort sieht, wenn eine Rechnung eingegangen ist, weil die Konten verknüpft sind. lexoffice ist unkomplizierter, hat eine schöne Bedienoberfläche. Es funktioniert. Ich wüsste nicht, wo man da irgendwas verändern sollte: Alles klappt wunderbar und ich bin sehr zufrieden.

    Carola Heine: Das freut uns sehr! Vielen Dank für deine Zeit und ganz viel Erfolg mit deinem Event am Aktionstag.

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