Die Produktivität eines Unternehmens lässt sich durch das Verhältnis von In- und Output ausdrücken. Sie kann sowohl in produzierten Mengen als auch in aufgewendeten Kosten dargestellt werden. Die Produktivität ist höher, je weniger Input nötig ist, um einen bestimmten Output zu erzielen. Anders ausgedrückt ist die Produktivität höher, je mehr Output mit einem bestimmten Input erreicht werden kann. Da die Definitionen von Input unterschiedlich aufgefasst werden können, eignet sich die Produktivität nicht als Vergleichsgröße im Wettbewerb mit anderen Unternehmen. Sie können sie aber zur Prozessoptimierung innerhalb eines Unternehmens heranziehen, wenn Sie sie im Laufe der Zeit immer wieder berechnen. So können Sie herausfinden, ob Sie die Produktivität steigern konnten.
1 Allgemeine Formel
Die Produktivität stellt die Relation von In- und Output dar. Es ergibt sich folgende Formel:
Produktivität = | Output |
Input |
Steigerungen dieser einfachen Rechnung stellen das Ermitteln der partiellen Produktivität und der Gesamtproduktivität dar.
Praxis-Beispiel Die Berechnung der Produktivitäten soll an folgendem Beispiel gezeigt werden: Ein Unternehmen (Metallbearbeitung) produziert Teile für die Automobilindustrie. Für die Jahre 01 und 02 liegen folgende Daten vor:
Tab. 1: Produktionsdaten im Vergleich |
2 Partielle Produktivität
Mithilfe der partiellen Produktivität können Sie das Verhältnis von Output im Vergleich zum Input eines bestimmten Produktionsfaktors berechnen. Diese Kennzahl bezieht sich immer auf Mengeneinheiten. Nutzen Sie dafür folgende Formel:
Partielle Produktivität = | Menge an produziertem Output |
Menge eines Input-Faktors |
Berechnung der partiellen Produktivitäten für 02 in unserem Beispiel:
Partielle Produktivität (Material) = | 56.000 Stk. | = 0,87 Stk./kg |
64.400 kg | ||
Partielle Produktivität (var. FK) = | 56.000 Stk. | = 5,6 Stk./Std. |
10.000 Std. | ||
Partielle Produktivität (fixe FK) = | 56.000 Stk. | = 0,97 Stk./Stk.Kapazität (d. h. 97 %) |
58.000 Stk. |
Zur Berechnung des Produktivitätsgewinnes berechnen wir nun Benchmarks aus den Werten des Vorjahres. Dazu benötigen wir „Referenzmengen“ für 02. Gemeint sind damit jene Inputmengen, die wir bei gegenüber dem Vorjahr gleich bleibender Produktivität im Jahr 02 benötigt hätten. Diese werden mit den Preisen des Jahres 02 bewertet:
Veränderung der Outputmenge = | 56.000 | = 1,4 |
40.000 |
Referenzmenge Material: | 48.000 x 1,4 | = 67.200 kg |
Referenzmenge Fertigungsstunden: | 7.500 x 1,4 | = 10.500 Std. |
Referenzmenge Fixkosten: | 60.000 Stk.Kapazität |
Die Referenzmenge für die Fixkostenproduktivität ist identisch mit der alten Kapazität. Im Fixkostenbereich erfolgt keine Proportionalisierung der Menge. Eine Anpassung wäre nur erforderlich, falls die alte Kapazität nicht für die neue Produktionsmenge ausreichte.
Für die Benchmark-Produktivität wird nun die Outputmenge in Beziehung zur Referenzmenge gesetzt:
Benchmark-Produktivität (Material) = | 56.000 | = 0,83 Stk./kg |
67.200 |
Benchmark-Produktivität (var. FK) = | 56.000 | = 5,33 Stk./Std. |
10.500 |
Benchmark-Produktivität (fixe FK) = | 56.000 | = 0,93 Stk./Stk.Kapazität (d. h. 93 %) |
63.000 |
Interessanter als die Absolutwerte sind die Produktivitätsgewinne. Diese errechnen sich mit folgender Formel:
Produktivitätsveränderung = | Produktivität – Benchmark-Produktivität |
Benchmark-Produktivität |
Es errechnen sich in unserem Beispiel die Werte:
Produktivitätsverbesserung Material: 4,35 %
Produktivitätsverbesserung var. Fertigungskosten: 5,00 %
Produktivitätsverbesserung fixe Fertigungskosten: 3,45 %
Das Unternehmen hat in allen Bereichen Produktivitätsvorteile erzielt. Diese stehen zum Auffangen von Preis- und Lohnerhöhungen sowie zur Erhöhung des Unternehmensgewinns zur Verfügung.
3 Gesamtproduktivität (Total Factor Productivity, TFP)
Bei der Gesamtproduktivität werden sämtliche Faktoren eines Produktionsprozesses berücksichtigt. Da alle Mengeneinheiten normiert werden müssen, dient der Euro hier als Maßgröße.
Die Formel lautet:
TFP = | Menge an produziertem Output |
Gesamtkosten |
Berechnung der TFP für 02 in unserem Beispiel:
TFP = | 56.000 | = 0,124 Stk./EUR |
(90.160 + 260.000 + 101.500) |
Für die Berechnung der Benchmarks müssen die (bereits berechneten) Referenzmengen mit den Materialpreisen bzw. Kostensätzen des Betrachtungsjahres 02 bewertet werden:
Referenzkosten Material = | 67.200 x 1,4 = 94.080 EUR |
Referenzkosten var. FK = | 10.500 x 26 = 273.000 EUR |
Referenzkosten fixe FK = | 60.000 x 1,75 = 105.000 EUR |
Summe = | 472.080 EUR |
Somit errechnet sich die Benchmark TPF mit:
Benchmark TFP = | 56.000 | = 0,119 Stk./EUR |
472.080 |
Die Verbesserung der TFP wird wie bei den partiellen Produktivitäten berechnet. Sie beträgt 4,52 %.
Beurteilung
- Vorteil dieser Methode ist die simultane Berücksichtigung sämtlicher Produktionsfaktoren. Damit kann diese Produktivitätskennzahl auch auf hoch aggregierter Ebene ermittelt werden. Auf ähnliche Weise können Ökonomen die Produktivitätssteigerung ganzer Volkswirtschaften berechnen. Produktivitätssteigerungen waren in der Vergangenheit z. B. häufig Argumente für Lohnforderungen der Arbeitnehmer.
- Nachteil ist die Abstraktheit der Kennzahl, die sich dem intuitiven Verständnis eher verschließt.