Investition und Finanzierung

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    Zusammenfassung

    Begriff

    Investitionen sind dadurch charakterisiert, dass einer Auszahlung zeitlich verzögert Einzahlungen folgen. Die anfänglich negativen Zahlungsdifferenzen müssen von der Unternehmung finanziert werden. Mittels eines Zins– und Tilgungsplanes kann die von einer Investition hervorgerufene jährliche Kapitalbindung verdeutlicht werden. Investitionen und entsprechende Finanzierungsmaßnahmen beeinflussen das finanzielle Gleichgewicht eines Unternehmens, welches dann vorliegt, wenn einerseits die Liquidität sichergestellt ist, andererseits aber auch eine angemessene Rentabilität erzielt wird.

    Bei einer Investition unterscheidet man zwischen folgenden Arten:

    Im Rahmen einer Investitionsentscheidung sind immer auch die mit der Investition verbundene Finanzierung und deren Auswirkungen zu erfassen. Dies lässt sich im Rahmen der Investitionsrechnung nur über komplexe simultane Investitions- und Finanzierungsmodelle abbilden. Aus diesem Grund werden in der Praxis in der Regel stark vereinfachte Investitionsrechnungsverfahren angewendet, zu denen insbesondere die klassischen Investitionsrechenverfahren mit der Annahme des vollkommenen Kapitalmarktes zählen.

    Die kapitalbindende Wirkung von Investitionen

    In erster Linie sind es Investitionen, die in einem Unternehmen die Notwendigkeit von Finanzierungsmaßnahmen entstehen lassen. Unabhängig von der Investitionsart lassen sich Investitionen dadurch charakterisieren, dass einer Auszahlung zeitlich verzögert entsprechende Einzahlungen folgen.

    Für diese negativen Zahlungsdifferenzen zu Beginn eines Investitionsprojektes ist von dem Unternehmen Kapital zu beschaffen. Bis dieses eingesetzte Kapital über die Rückflüsse des Projektes zurückgewonnen ist, bleibt es in dem Projekt „gebunden“. Anhand eines Zins- und Tilgungsplanes kann die Kapitalbindung eines Investitionsprojektes verdeutlicht werden.

    Als Beispiel sei die Investitionszahlungsreihe aus Tabelle 1 gegeben.

     

    Zeitpunktt = 0t = 1t = 2t = 3t = 4
    Investition– 40.000 EUR20.000 EUR15.000 EUR10.000 EUR8.000 EUR

    Tab. 1: Zahlungsreihe des Beispielfalls

    Vereinfachend wird angenommen, dass die Unternehmung für die Kapitalbereitstellung mit einem über die Laufzeit konstanten Zinssatz von 10 % rechnet. Mit dieser Annahme ergibt sich der Zins- und Tilgungsplan aus Tabelle 2.

    ZeitpunktKapitalbindung JahresanfangZahlungZinsTilgungKapitalbindung Jahresende
    140.00020.000– 4.00016.00024.000
    224.00015.000– 2.40012.60011.400
    311.40010.000– 1.1408.8602.540
    42.5408.000– 2547.746– 5.206

    Im ersten Jahr besteht die Kapitalbindung der Investition aus der Anschaffungsauszahlung, da es noch nicht zu Rückflüssen gekommen ist. Diese Kapitalbindung verursacht bei dem Zinssatz von 10 % Zinszahlungen in Höhe 40.000 EUR × 10 % = 4.000 EUR. Gleichzeitig fließen aus dem Projekt erste Zahlungen in Höhe von 20.000 EUR zurück. Insgesamt können damit 16.000 EUR (= 20.000 EUR – 4.000 EUR) zur Tilgung eingesetzt werden, womit sich die Kapitalbindung auf 24.000 EUR reduziert.

    Hierfür fallen im nächsten Jahr wiederum Zinsen in Höhe von 2.400 EUR an. Unter Berücksichtigung der Zahlung von 15.000 EUR verringert sich damit das ausstehende Kapital für das dritte Jahr um weitere 12.600 EUR.

    Die Zinsen betragen im dritten Jahr 1.140 EUR, daneben kommt es zu einer Auszahlung von 15.000 EUR, wodurch sich die Kapitalbindung auf 2.540 EUR reduziert.

    Im vierten Jahr gelingt es mit Hilfe der Zahlung in Höhe von 8.000 EUR, sowohl das restliche gebundene Kapital zu tilgen als auch die hierauf entfallenden Zinsen zu zahlen. Darüber hinaus entsteht nun eine negative Kapitalbindung in Höhe von –5.206 EUR. Dieses Kapital steht jetzt für weitere Projekte zur Verfügung.

    Der Verlauf der Kapitalbindung wird noch einmal anschaulich durch Abbildung 1 verdeutlicht.

    Verlauf der Kapitalbindung
    Abb. 1: Verlauf der Kapitalbindung

    Investition und Finanzierung vor dem Hintergrund des finanziellen Gleichgewichts

    Das vorangegangene Beispiel hat verdeutlicht, dass grundsätzlich jedes Investitionsprojekt finanziert werden muss. Das zentrale Ziel, zu dem alle Finanzierungsformen hinführen, ist das finanzielle Gleichgewicht. Dieser Begriff lässt sich wie folgt definieren: „Eine Unternehmung befindet sich im finanziellen Gleichgewicht, wenn sowohl die Erfüllung der finanziellen Ansprüche der Unternehmensträger an die Unternehmung als auch die Unternehmung selbst kurz- und längerfristig gesichert ist.“ Investitionen beeinflussen das finanzielle Gleichgewicht erheblich: Zum einen begründen sie die Notwendigkeit von Finanzierungsmaßnahmen, zum anderen stellen Investitionsrückflüsse auch eine wichtige Finanzierungsquelle dar.

    Das finanzielle Gleichgewicht besteht aus drei Komponenten, die jeweils unterschiedliche Gleichgewichtszustände darstellen:

    • Die kurzfristige Liquiditätsdimension bezieht sich auf die jederzeitige Zahlungsfähigkeit der Unternehmung. Wenn eine Unternehmung den Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, gilt sie als zahlungsunfähig und erfüllt damit den Tatbestand der Insolvenz.
    • Die langfristige Liquiditätsdimension umfasst die strukturellen Zusammenhänge zwischen Kapitalausstattung und -verwendung. Wenn die finanziellen Strukturen eines Unternehmens ins Ungleichgewicht geraten, kann dies auf lange Sicht die Zahlungsfähigkeit gefährden. Die langfristige Liquidität eines Unternehmens wird entsprechend bestimmter Finanzierungsregeln (z.B. die Goldene Bilanzregel) überprüft
    • Die Rentabilitätsdimension des finanziellen Gleichgewichts beinhaltet, dass die Unternehmung die Anforderungen der Eigenkapitalgeber erfüllen kann. Anders gesagt muss die Unternehmung über die eigene Existenzfähigkeit hinaus in der Lage sein, für die Kapitalgeber eine angebrachte Rendite einzubringen. Investitionen sollen also nicht nur die zu ihrer Finanzierung notwendigen Zins- und Tilgungszahlungen abdecken, sondern auch einen zusätzlichen Gewinn für die Anteilseigner erwirtschaften.

    Investition und Finanzierung beeinflussen die einzelnen Dimensionen auf unterschiedliche Weise. Finanzierungsmaßnahmen wirken sich positiv auf die Liquidität eines Unternehmens aus. Dies betrifft die ersten beiden Komponenten des finanziellen Gleichgewichts. Allerdings gehen vor allem Fremdfinanzierungsmaßnahmen mit zusätzlichen Kosten einher, was wiederum einen negativen Einfluss auf die Rentabilitätsdimension hat. Investitionen binden dagegen Kapital und beanspruchen somit die Liquiditätsdimension. Andererseits steigern gewinnträchtige Investitionen die Rentabilität und bringen dadurch Vorteile für die dritte Dimension des finanziellen Gleichgewichts.

    Um sowohl die Liquiditäts- als auch die Rentabilitätskomponente angemessen zu berücksichtigen, muss eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung ihre Finanzierungs- und Investitionsmaßnahmen zielgerichtet aufeinander abstimmen. Hierbei spielen folgende Strukturelemente eine zentrale Rolle:

    • Volumen der Kapitalbindung/-bereitstellung
    • Zeitordnung der Investitions-/Finanzierungsprozesse
    • Überschüsse und Kosten der Investitions-/Finanzierungsprozesse

    Abbildung 2 stellt die Zusammenhänge in einer schematischen Übersicht dar.

    Interaktion zwischen Investition, Finanzierung, Liquidität und Rentabilität
    Abb. 2: Grundzüge der Interaktion zwischen Investition, Finanzierung, Liquidität und Rentabilität

    Unternehmensführer müssen regelmäßig prüfen, ob die Durchführung von Investitionsprojekten die Liquidität der Unternehmung gefährdet. Sollte dieser Fall eintreten, sind entsprechende Finanzierungsmaßnahmen einzuleiten.

    Es kommt häufig vor, dass keine ausreichenden Mittel zur Durchführung einer Investition zur Verfügung stehen. Ein Unternehmen befindet sich erst dann im finanziellen Gleichgewicht, wenn neu beschaffte Mittel in entsprechender Höhe die Projektumsetzung gewährleisten. Wenn innerhalb eines Unternehmens eine Investition zur Debatte steht, stellt sich also auch immer die Frage nach den Finanzierungsmöglichkeiten.

    Konsequenzen für die Investitionsrechnungsverfahren

    Der enge Zusammenhang zwischen Investition und Finanzierung sollte auch bei der Investitionsentscheidung seine Berücksichtigung finden. So sollten stets die auf die Investition und die Finanzierung zurückgehenden Zahlungswirkungen in die Beurteilung einer Investition einfließen. In die Analyse muss folglich sowohl die Zahlungsreihe der Investition als auch die Zahlungsreihe der Finanzierung einbezogen werden. Nur dann ist ein Urteil über die Vorteilhaftigkeit einer Investition möglich.

    Eine Investitionsentscheidung, welche sowohl die Investitions- als auch die Finanzierungsperspektive betrachtet, ist nur über simultane Kalküle möglich. Vor diesem Hintergrund wurden zahlreiche simultane Investitions- und Finanzierungsmodelle entwickelt. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang beispielsweise das Modell von Albach oder der Ansatz von Hax und Weingärtner. Die Problematik dieser Ansätze besteht darin, dass diese sehr komplex sind und einen hohen Berechnungsaufwand aufweisen. Folglich werden diese Modelle in der Praxis nur sehr selten eingesetzt.

    Aus diesem Grund bedient man sich in der Investitionsrechnung häufig bestimmter Vereinfachungen. In der klassischen Investitionsrechnung wird beispielsweise mit dem vollkommenen Kapitalmarkt ein theoretisches Konstrukt eingeführt, welches die Investitionsbeurteilung deutlich vereinfacht. Der vollkommene Kapitalmarkt ist durch folgende Merkmale charakterisiert:

    • Der Sollzinssatz entspricht dem Habenzinssatz.
    • Der einheitliche Zinssatz verändert sich im Zeitablauf nicht.
    • Das Kapital ist nicht knapp und stellt ein homogenes Gut dar.
    • Es existieren keine Kredite unterschiedlicher Laufzeit, insbesondere gibt es keine unterschiedlichen laufzeitabhängigen Zinssätze. Die Bonität des Schuldners hat keinen Einfluss auf den Zinssatz.

    Unter der Annahme des vollkommenen Kapitalmarktes muss sich die Unternehmung nicht mehr um die Finanzierung kümmern, da eine Insolvenz auf Grund von Liquiditätsmangel nicht mehr möglich ist.

    Eine Reihe von Investitionsrechnungsverfahren versuchen, die sehr strikten und realitätsfremden Prämissen des vollkommenen Kapitalmarktes teilweise aufzuheben. So unterstellen beispielsweise die dynamischen Endwertverfahren einen gespalteten Zinssatz. Damit wird der in der Praxis üblicherweise anzutreffenden Trennung von Soll- und Habenzins Rechnung getragen. Der Sollzins entspricht dem Zinssatz für eine Kreditaufnahme, der Habenzins dem Zins für eine Kapitalanlage. Die Marktzinsmethode der Investitionsrechnung unterstellt im Gegensatz zu einem einheitlichen, über die gesamte Laufzeit des Projektes konstanten Kalkulationszinssatz die zum Entscheidungszeitpunkt gültigen, laufzeitabhängigen Marktzinssätze.

    Die Unzulänglichkeiten des vollkommenen Kapitalmarktes der klassischen Investitionsrechnungsverfahren treten insbesondere bei projektbezogenen Finanzierungsmaßnahmen zu Tage. In diesem Fall stammen die für ein bestimmtes Projekt benötigten finanziellen Mittel zumindest teilweise aus ganz spezifischen, eindeutig projektbezogenen Finanzierungsmaßnahmen. Bei einem Verzicht auf dieses Investitionsprojekt unterbleiben gleichzeitig die entsprechenden Finanzierungsmaßnahmen.

    In folgenden Fällen sind projektbezogene Finanzierungsmaßnahmen denkbar:

    • Ein Investitionsprojekt kann teilweise im Rahmen eines öffentlichen Förderprogramms durch zinsvergünstigte Kredite finanziert werden. Eine solche Kreditfinanzierung gilt nur für das jeweilige Projekt und lässt sich nicht auf andere Zwecke übertragen.
    • Das finanzierte Projekt bildet die Besicherungsbasis für einen auf die Zahlungsstruktur des Projektes abgestimmten Kredit. Ohne das spezifische Projekt kann das Unternehmen diesen Kredit nicht in Anspruch nehmen.
    • Die Projektfinanzierung erfolgt durch den Abschluss eines Leasingvertrages.

    Würden, wie es der vollständige Kapitalmarkt unterstellt, derartige Projekte mit dem pauschalen durchschnittlichen Kalkulationszinssatz bewertet, so wären Fehlentscheidungen in der Finanzwirtschaft unvermeidbar. Stattdessen müssen im Rahmen einer derartigen Investitionsbeurteilung sowohl die Zahlungsgrößen des Investitionsprojektes sowie die Zahlungsgrößen der spezifischen Finanzierungsmaßnahmen erfasst werden.

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