XYZ-Analyse

XYZ-Analyse: Definition

Jedes Unternehmen führt in regelmäßigen Abständen eine Basisanalyse sowohl in der Lagerhaltung als auch im Logistik-Controlling durch. Dies geschieht einerseits durch die ABC-Analyse, andererseits durch die XYZ-Analyse. Durch die Kombination beider Analysen effizientes Instrument zur Kosteneinsparung und zur Rationalisierung im Unternehmen entstehen:

Die Kombination der XYZ-Analyse und der ABC-Analyse

Relevant ist dies, da bis zu 60 Prozent des Umlaufvermögens einer Firma in Form von Lagerbeständen gebunden sind. Dies führt jedoch zu hohen Kapitalbindungskosten, welche sich negativ auf den Gesamtgewinn auswirken. Um stets einen Überblick über alle anfallenden Kosten zu behalten und gleichzeitig das Optimierungspotenzial der Lagerhaltung komplett auszuschöpfen, werden die einzelnen Posten durch die XYZ-Analyse ermittelt.

Im Rahmen dessen erfolgt eine Klassifizierung der Beschaffungsobjekte anhand deren Verbrauchsstruktur. Die Erkenntnisse sind notwendig, wenn Sie Lager- oder Beschaffungsstrategien entwickeln und einen Überblick über Ihre Materialwirtschaft behalten wollen.

Wozu braucht man eine XYZ-Analyse?

Für die langfristige Planung eines Unternehmens müssen Sie den voraussichtlichen Verbrauch der einzelnen Posten im Blick behalten. Dies geschieht in der Regel über einen längeren Zeitraum. Nur so finden Sie heraus, welche Objekte regelmäßig oder in gleichmäßiger Menge verbraucht werden, bei welchen Gütern es sich um Saisonware handelt und welche Trend-Schwankungen unterworfen sind. Hinzu kommen die Posten, deren Verbrauch so unregelmäßig ist, dass Sie diesen nur schwer einschätzen können.

Die XYZ-Analyse hilft Ihnen demnach dabei, sowohl die Verbrauchsart, den -verlauf und die Vorhersagegenauigkeit festzustellen. Im Allgemeinen können Sie alles in folgende drei Verbrauchsverläufe klassifizieren.

Einteilung nach dem Verbrauch

Materialgruppe Vorhersagegenauigkeit Verbrauchsgewohnheit XYZ-Analyse Beispiele
X-Material hohe Vorhersagegenauigkeit gleichmäßiger Verbrauch
  • Pkw-Produktion (Reifen, Auto-Radio)
Y-Material mittlere Vorhersagegenauigkeit schwankender Verbrauch
  • Gartengeräte, Gartenmöbel
  • Kleidung, Uhren, Schuhe, Gebrauchsartikel
Z-Material niedrige Vorhersagegenauigkeit unregelmäßiger Verbrauch
  • Langlebige Teile von Maschinen
  • Saisonmaschinen
  • Kühlaggregate
  • Flugzeuge

Tab. 1: Vorhersagegenauigkeit des Materialverbrauchs

Das Problem bei Trendprodukten liegt meist darin, dass sie schwer planbar sind. Die absetzbare Menge kann oftmals im Vorfeld nicht klar kalkuliert werden, da eine Abhängigkeit von vielen verschiedenen Einflussfaktoren vorliegt.

Praxis-Tipp

Nach validen Datengrundlagen suchen

Um sowohl Ihre Planung als auch die Klassifizierung der einzelnen Posten zu erleichtern, sind bereits vorhandene (und verlässliche!) Verbrauchswerte der XYZ-Analyse essentiell, um den zukünftigen Bedarf zu ermitteln.

Wie wird eine XYZ-Analyse durchgeführt?

Materialzuordnung

Ordnen Sie das Material den drei oben genannten Gruppen zu. Erfahrungswerte zeigen, wie sich die Teile prozentual zusammensetzen können:

  • Etwa 50 % der Teile sind X-Materialien.
  • 20 % aller Beschaffungsobjekte fallen in die Y-Klasse.
  • 30 % aller Teile sind Z-Materialien.

Die Bewertung erfolgt folgendermaßen:

  • X = stetiger Verbrauch = 9 bis 10 Punkte
  • Y = schwankender Verbrauch = 4 bis 8 Punkte
  • Z = unstetiger Verbrauch = 1 bis 3 Punkte

Verbrauchsschwankungen

Untersuchen Sie anhand des Beschaffungswerts die Verbrauchsschwankungen der einzelnen Teile. Die höchste Punktzahl erhalten die Teile sowohl mit dem höchsten Beschaffungswert als auch mit der geringsten Schwankung.

Kumulierung

Sortieren Sie die Daten neu und nehmen Sie die Kumulierung vor.

Durch die Kumulierung (Addierung) der einzelnen Werte kann, wie bei der ABC-Analyse, festgestellt werden, welche Teileanzahl welchen Gesamtwert ausmacht (optimale Bestellmenge). Es wird hier neben der genauen Berechenbarkeit des Bedarfs (XYZ) auch der Wert der einzelnen Teile berücksichtigt. Dies kann dazu führen, dass ein Y-Teil mit hohem Wert (Saisonartikel) einen höheren Rang erhält als ein X-Teil (gut planbare DIN-Schraube mit geringem Wert).

Den Rang 1 (X-Teil) erhält innerhalb einer XYZ-Analyse das Teil mit der geringsten Schwankung und dem höchsten Wert. Den Rang 2 bekommt das Teil mit dem zweithöchsten Wert und einer relativ berechenbaren Schwankung (Y-Teil). Je größer der Wert der Teile und je unberechenbarer die Teile werden, desto schlechter ist der zugewiesene Rang.

XYZ-Analyse Beispiel aus der Praxis

Wir betrachten im Beispiel zehn Teile (genannt Tx) und fangen mit der Materialzuordnung an.

Bewertung des Verbrauchsschwankungen
Teile Monatliches Beschaffungsvolumen (in TEUR) Wertmäßiger Anteil des Beschaffungsvolumens (in %) Anteil an der Gesamtmenge (in %) Bewertung der Verbrauchsschwankung
Ti 630 6,3 15,7 2
T2 910 9,1 7,5 6
T3 1.090 10,9 5,4 6
T4 690 6,9 10,8 10
T5 500 5,0 18,0 1
T6 400 4,0 10,5 5
T7 2.050 20,5 6,2 8
T8 2.710 27,1 7,0 10
T9 320 3,2 6,6 6
T10 700 7,0 12,3 7
Summe 10.000 100,0 100,0

Tab. 2: Beispieldaten

In Schritt 2 untersuchen wir die Verbrauchsschwankungen und bewerten sie. Die beste Bewertung im oben genannten Beispiel der XYZ-Analyse erhalten die Teile T4 und T8.

Zuletzt sortieren wir die Tabelle neu und nehmen die Kumulierung vor.

Rang


Teile
Monatl. BV (in TEUR) Wertm. Anteil Anteil ­Gesamtmenge Verbrauchsschwankung Pkt. Gruppe
% kum. % % kum. % XYZ
1 T8 2.710 27,1 27,1 7,0 7,0 10 X
2 T7 2.050 20,5 47,6 6,2 13,2 8 Y
3 T3 1.090 10,9 58,5 5,4 18,6 6 Y
4 T2 910 9,1 67,6 7,5 26,1 6 Y
5 T10 700 7,0 74,6 12,3 38,4 7 Y
6 T4 690 6,9 81,5 10,8 49,2 10 X
7 T1 630 6,3 87,8 15,7 64,9 2 Z
8 T5 500 5,0 92,8 18,0 82,9 1 Z
9 T6 400 4,0 96,8 10,5 93,4 5 Y
10 T9 320 3,2 100,0 6,6 100,0 6 Y
Summe 10.000 100,0

Tab. 3: Sortierte Verbrauchsdaten

Welche Schlüsse zieht man aus den Analyse-Ergebnissen?

Auf Basis dieser XYZ-Analyse können in der Praxis folgende Bereitstellungsempfehlungen für die Beschaffungsobjekte gegeben werden.

Teileart Beschaffung Auswirkung
X-Teile
  • Just-in-Time
  • Produktionssynchrone ­Beschaffung
  • niedrige Lagerhaltung
  • niedrige Kapitalbindung
  • regelmäßige Belieferung
Y-Teile
  • programmorientierte Disposition (Monats- oder Wochenprogramme)
  • regelmäßige Überprüfung des Verbrauchs bei wichtigen Teilen (A-Teilen)
  • eventuell Bevorratung von A-Teilen mit langer ­Lieferzeit
  • Vermeidung von Eng­pässen bzw. Vermeidung von Fehlmengen
  • Vermeidung von hohen Lagerbeständen
Z-Teile
  • Bevorratung bei Engpassteilen mit langer Lieferzeit
  • bei Teilen mit kurzer ­Lieferzeit Bestellung nur im Bedarfsfall
  • Vermeidung von Lieferengpässen und Fehlmengenkosten
  • Vermeidung von hoher Kapitalbindung und ­“Ladenhütern“

Tab. 4: Beschaffungsstrategien

Auswirkungen der XYZ-Analyse

Eine XYZ-Analyse ermöglicht es Ihnen, auf Basis der Ergebnisse verschiedene Strategien zu entwickeln:

Bei planbaren X-Teilen, teilweise auch Y-Teilen, können die Lagerbestände und die Sicherheitsbestände reduziert werden. Je kürzer die Lieferzeit, desto geringere Bestände sind möglich, da die Gefahr von Lieferengpässen und daraus entstehenden Fehlmengenkosten gering ist.

Somit können die Lagerhaltungskosten und die Kapitalbindungskosten gesenkt werden. Zukünftig wird bei größeren Beschaffungsmengen mit höherem Wert zunehmend auf Just-in-Time-Belieferung übergegangen. Viele Hersteller verlangen darüber hinaus, dass ihre Lieferanten die benötigten Teile bevorraten. Hierdurch werden die Hersteller entlastet, die Lieferanten aber mit zusätzlichen Lagerkosten belastet.

Unplanbare Z-Teile werden bei kurzen Lieferzeiten nur noch bei Bedarf beschafft. Ausgenommen hiervon sind wichtige A-Teile mit langen Lieferzeiten, die sofort benötigt werden. Hier sind Sicherheitsbestände anzulegen. Moderne Betriebe überlegen sich, ob diese aufwändigen Teile nicht durch Standardteile ersetzt werden können. Eine weitere Möglichkeit ist, diese Teile ganz aus dem Verkaufssortiment zu nehmen.

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