DefinitionDie Amortisationsrechnung stellt ein Verfahren der Investitionsrechnung dar. Sie wird zur Berechnung der Dauer verwendet, die benötigt wird, bis die eingesetzten Mittel wieder erwirtschaftet wurden. Dafür gibt es zwei Methoden:
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Wie lässt sich die Amortisationsdauer bewerten?
Jede Investition ist mit einem gewissen Risiko verbunden, denn es handelt sich dabei um Ausgaben, die sich auf zukünftige Faktoren beziehen. Bleiben die aufgrund der Investition veranschlagten Gewinne aus, können Unternehmen auf den Kosten sitzen bleiben. Vor diesem Hintergrund wird die statische Amortisationsrechnung dafür verwendet, den Zeitraum (Amortisationsdauer) zu berechnen, bis das investierte Kapital wieder erwirtschaftet wurde. Dabei wird der Gedanke vorausgesetzt, dass die erwirtschafteten Mittel komplett in die Amortisation der Investition einfließen. Überschüsse entstehen daher erst nach der kompletten Amortisation der verwendeten Mittel. Die Amortisationsrechnung lässt sich aus diesem Grund der Risikobewertung zuordnen.
Wie wird die Amortisationsrechnung durchgeführt?
Für die Ermittlung der Amortisationsdauer gibt es zwei Methoden:
- Bei der Durchschnittsmethode wird der Kapitaleinsatz durch die durchschnittlichen Einnahmen (Investitions-Cashflow) dividiert. Diese lassen sich aus der Summe des Periodengewinns und der durchschnittlichen Periodenabschreibung ableiten. Es ergibt sich also die folgende Formel:
- Bei der Kumulationsmethode wird vorausgesetzt, dass die Rückflüsse während der Laufzeit einer Investition variieren. Die Rückflüsse werden dann ab dem Beginn der ersten Periode addiert. Die Amortisationszeit ist wiederum dann erreicht, wenn die Rückflüsse die anfängliche Investitionssumme übersteigen. Die folgende Tabelle stellt die beiden Methoden noch einmal dar:
Praxis-Beispiel Amortisationsdauer nach Durchschnitts- sowie Kumulationsmethode
Aus den angegebenen Werten lassen sich gemäß der statischen Investitionsrechnung folgende aggregierte Werte für die Durchschnittsmethode ermitteln:
Der durchschnittliche Periodengewinn berechnet sich gemäß nachfolgender Rechnung: Periodengewinn= Ø Erlöse pro Periode – Ø Gesamtkosten pro Periode Damit ergibt sich der durchschnittliche Periodengewinn für beide Investitionsalternativen zu: Gewinn A=308.131,25 – 305.712,50 = 2.418,75 EUR/Jahr Gewinn B=316.935,00– 302.452,50 = 14.482,50 EUR/Jahr Mit Hilfe des Periodengewinns und der durchschnittlichen Periodenabschreibung lässt sich schließlich der Investitions-Cashflow bestimmen: Investitions-CashflowA: 2.418,75+95.000 = 97.418,75 EUR/Jahr Investitions-CashflowB: 14.482,50+193.750= 208.232,50 EUR/Jahr Wird der Kapitaleinsatz zum durchschnittlichen Investitions-Cashflow in Beziehung gesetzt, so ergeben sich die Amortisationsdauern der beiden Investitionsalternativen: AmortisationsdauerA=380.000/97.418,75=3,90 Jahre AmortisationsdauerB=800.000/208.232,50=3,84 Jahre Nach der Durchschnittsmethode ist damit Investitionsalternative B vorzuziehen, da diese die kürzere Amortisationsdauer aufweist, d. h., bei Investitionsprojekt B fließt der Kapitaleinsatz schneller über die Erlöse an den Investor zurück. Folgende Berechnung ist gemäß der Kumulationsmethode notwendig: Zuerst müssen aus den obigen Angaben die jährlichen Kapitalrückflüsse ermittelt werden. Alle nicht zahlungswirksamen Vorgänge wie kalkulatorische Kapitalkosten und Abschreibungen dürfen dabei keine Berücksichtigung finden:
Die Amortisationsdauer von Alternative A beträgt 3 Jahre, da nach drei Jahren die Einzahlungsüberschüsse die Anschaffungskosten übertreffen. Bei Alternative B beträgt die Amortisationsdauer 4 Jahre, da erst nach 4 Jahren die Einzahlungsüberschüsse die Anschaffungskosten überdecken. Nach der Kumulationsmethode ist damit Investitionsalternative A vorzuziehen, da diese die kürzere Amortisationsdauer aufweist. Die Ergebnisse der beiden Methoden führen nicht zum gleichen Ergebnis, da eine unterschiedliche Berücksichtigung des zeitlichen Auftretens der Kapitalflüsse vorliegt. Bei der Durchschnittsmethode werden die zeitlichen Unterschiede im Auftreten der Kapitalflüsse nicht berücksichtigt, wohingegen die Kumulationsmethode diese berücksichtigt. Die Kumulationsmethode ist jedoch weiterhin eine Methode der statischen Investitionsrechnung, da die Rückflüsse unterschiedlicher Perioden nicht durch Diskontierung vergleichbar gemacht werden. |
Kritische Würdigung der Amortisationsrechnung
Die Amortisationsrechnung nimmt eine reine Risikobetrachtung vor. Das Risiko, mit dem zukünftige Zahlungen verbunden sind, ist umso größer, je weiter die Zahlungszeitpunkte in der Zukunft liegen. Je kürzer die Amortisationsdauer ist, desto früher wird der Kapitaleinsatz zurückgeführt, d. h., die mit einem größeren Risiko behafteten späteren Zahlungen werden nicht mehr für die Amortisation benötigt. Dennoch stellt auch die Amortisationsdauer letztlich keinen geeigneten Maßstab für das Investitionsrisiko dar, denn es besteht kein kausaler Zusammenhang zwischen der Amortisationsdauer und den Faktoren, die das Risiko einer Investition bestimmen, wie z. B. den Eintrittswahrscheinlichkeiten der prognostizierten Größen.
Ebenso lässt sich die willkürliche Festlegung der Soll-Amortisationsdauer im Rahmen von Auswahlentscheidungen kritisieren. Im Rahmen der Amortisationsrechnung liegt deshalb kein allgemeingültig anerkannter Bewertungsmaßstab vor, so dass die Beurteilung einer einzelnen Investition schwierig ist.
Eine Aussage über den wirtschaftlichen Erfolg eines Investitionsvorhabens liefert die Amortisationsrechnung nicht. Vor diesem Hintergrund kann die Amortisationsrechnung die anderen Verfahren der statischen Investitionsrechnung nicht ersetzen, sondern allenfalls ergänzen, indem ein zusätzliches Beurteilungskriterium in die Investitionsentscheidung einbezogen wird. Die Amortisationsdauer eignet sich z. B. für die Abgrenzung von Kompetenzen im Rahmen der Investitionsentscheidung. Als alleiniges Kriterium für die Entscheidung über die Durchführung oder die Ablehnung von Investitionsobjekten sollte die Amortisationsdauer hingegen nicht verwendet werden.