Im Juli 2021 ist das Zeitverwendungserhebungsgesetz (ZVEG) in Kraft getreten. In diesem Beitrag erfahren Sie, welches Ziel mit diesem Gesetz verfolgt wird und wie die Zeitverwendungserhebung (ZVE) abläuft.
Gesetzliche Grundlage
Seit den neunziger Jahren erhebt das Statistische Bundesamt (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/Zeitverwendung/_inhalt.html) zusammen mit den Statistischen Ämtern der Bundesländer einmal pro Jahrzehnt Daten zur Zeitverwendung in Deutschland. Mit dem neuen Gesetz wird die Zeitverwendungserhebung ab 2022 neu geregelt. Die Erhebung soll auf diese Weise alle zehn Jahre stattfinden. Bislang erfolgte die statistische Erhebung auf der Grundlage des Bundesstatistikgesetzes (§ 7).
Gegenstand der Erhebung
Das Motto heißt: „Wo bleibt die Zeit?“ Dabei dokumentieren die Teilnehmer ihren kompletten Tagesablauf, indem sie ihre Aktivitäten und deren Beginn sowie Ende erfassen. Die Erhebung wird sich über das gesamte Jahr 2022 erstrecken. Die Teilnahme an dem Projekt ist freiwillig.
Rahmenbedingungen und Ablauf
An der ZVE 2022 werden 10.000 Bundesbürger ab zehn Jahren teilnehmen. Wesentlicher Bestandteil der amtlichen Haushaltsbefragung ist ein Tagebuch, das die Teilnehmer über den gesamten Erhebungszeitraum führen. Zum ersten Mal wird ein Teil der Erhebung über eine mobile App erfolgen. Die Teilnehmer erhalten als symbolische Anerkennung eine Geldprämie von 15 EUR pro Haushalt. Für jedes teilnehmende Haushaltsmitglied wird dieser Betrag um 20 EUR aufgestockt.
Zielsetzung
Ziel der Befragung ist es, die durchschnittliche Zeitverwendung abzubilden und diese nach den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu differenzieren. Zu den Kategorien gehören die Arbeitszeit, Zeit in der Schule, Freizeit, Einkaufen, Medienkonsum, Kinderbetreuung, Hausarbeit, ehrenamtliche Tätigkeiten sowie Wegezeiten mit dem Auto, Fahrrad, ÖPNV und zu Fuß.
Ergänzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird ausschließlich die bezahlte Arbeit durch die privaten Haushalte erfasst. Dadurch ermöglicht dieses Zahlenwerk keine Aussage zum Ausmaß der unentgeltlichen Leistungen innerhalb einer Volkswirtschaft. Die Zeitverwendungserhebung füllt diese Lücke. Dadurch haben Ökonomen und Sozialwissenschaftler die Möglichkeit, das gesamte Engagement der Bürger in seinem zeitlichen Umfang beziffern und zu analysieren. Die meisten Mitgliedsländer der Europäischen Union erheben ebenfalls Daten zur Zeitverwendung, sodass auch ein internationaler Vergleich möglich ist.
Grundlage für Entscheidungen in der Gesellschaftspolitik
Aus den erhobenen Daten lassen sich Schlussfolgerungen zur sozialen Wirklichkeit in Deutschland ziehen. Die Ergebnisse können als Grundlage für gesellschaftspolitische Maßnahmen dienen, beispielsweise zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch die Verteilung des Zeitbudgets auf bezahlte und unbezahlte Arbeit innerhalb der Geschlechtergruppen hat eine wichtige Aussagekraft für die gleichstellungspolitischen Ziele.
Wer an der ZVE 2022 teilnehmen möchte, kann sich für die Erhebung anmelden. Auf dieser Website erhalten Sie weitere Informationen.