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"Quiet Quitting" ist das Upgrade für die Work-Life-Balance
"Quiet Quitting" ist das Upgrade für die Work-Life-Balance

„Quiet Quitting“ Upgrade für die Work-Life-Balance

Nicht die „innere Kündigung“ ist mit dem neuen Trendbegriff gemeint, sondern eine Arbeitshaltung, die nicht mehr alles im Job unterordnet

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    Quiet Quitting klingt zwar wie eine bereits fest eingeplante Kündigung, bei der Mitarbeiter:innen der Kanzlei stillschweigend eine andere Stelle suchen. Gemeint ist jedoch – und das ist tatsächlich ein wenig irreführend – eher das, was wir unter „Dienst nach Vorschrift“ zusammenfassen würden. Lesen Sie, warum auch das zwar ein Alarmsignal ist, vor allem aber für einen Kulturwandel steht, mit dem Sie sich für Ihre Kanzlei auseinandersetzen sollten.

    Autor:in: Carola Heine

    Veröffentlicht:

    Kategorie: Steuerberater:innen

    Überall wird jetzt von Quiet Quitting gesprochen

    Unter „Quiet Quitting“ wird das Eindampfen der eigenen Arbeitsleistung auf das vertraglich vereinbarte Minimum verstanden. In den Sozialen Medien erzählen Arbeitnehmer:innen stolz, wie sie pünktlich zum Arbeitsende den Griffel fallen lassen und generell nicht mehr als nötig tun. Dafür gibt es aus der eigenen Bubble meist Applaus.

    Sie berichten, wie sie sich beruflichen Treffen außerhalb der Arbeitszeiten verweigern, keine zusätzlichen Aufgaben annehmen und keine Überstunden machen. Ganz spannend: Kündigen und einen anderen Job suchen gehört aber nicht dazu – die „Quitter“ wollen sich einfach nicht mehr im Job nach der Decke strecken oder mehr als das Nötige leisten.

    Jüngere Arbeitnehmer:innen fragen sich vielleicht, wo das Problem liegt: Die vereinbarte Leistung wird geliefert, mehr darf ein Unternehmen ja wohl nicht erwarten.

    Als Chefin oder Chef wissen Sie aber vermutlich bereits, wie unangenehm es sich anfühlt, wenn jemand demonstrativ Dienst nach Vorschrift macht, während Sie selbst jeden Tag alles geben.

    Das Problem am Quiet Quitting ist nämlich nicht, dass jemand im Job bitte keine „Extras“ leisten möchte. Sondern das „Quiet“ dahinter. Statt offen zu kommunizieren, werden die Prioritäten stillschweigend gesetzt – womit sie oft obendrein von dem abweichen, was im Vorstellungsgespräch suggeriert wurde, um den Job zu bekommen.

    Wie löst man diesen Knoten: Vorher, nachher oder mittendrin?

    Ein großer Teil des Problems liegt darin, dass es in unserer Arbeitskultur zur Selbstverständlichkeit geworden ist, sich als Angestellte:r für einen guten Job motiviert und weit über das vertraglich Vereinbarte hinaus zu engagieren.

    Überstunden sind normal. Teilzeit-Arbeitnehmer:innen werden oft noch schief angeschaut, wenn sie pünktlich gehen. Die Kollegen und Kolleginnen halten ein strenges Auge darauf, wer immer pünktlich Feierabend macht, wenn sie selbst es nicht tun. In der Steuerbranche kommen dann noch die stressigen Phasen rund um Fristen und Gesetzesänderungen dazu. Schnell kann es böses Blut im Team geben, wenn eine:r Dienst nach Vorschrift macht und die anderen sich stark engagieren.

    Wenn Automatisierung und digitale Tools dann Entlastung schaffen, rutscht sofort ein Haufen Arbeit nach. Niemand wird zu hören bekommen „Jetzt sparen wir jede Woche 10 Stunden, dann mach du doch jetzt freitags immer frei“. Doch wäre das so unlogisch, wie es auf den ersten Blick scheint? Vielleicht ist der Gedanke einfach nur ungewohnt.

    Jetzt bewegt sich eine Generation auf dem Arbeitsmarkt, die diese ganzen gefühlten Selbstverständlichkeiten hinterfragt, für sich selbst sortiert und feststellt:

    Freizeit und Lebensqualität fernab vom Job sind mir lieber als das vage Versprechen einer Karriere, wenn ich mich täglich nach der Decke strecke.

    Linienmuster

    Quiet Quitting: Grenzen ziehen

    Für die einen heißt es bereits Quiet Quitting, wenn sie pünktlich Feierabend machen und Überstunden oder Zusatzaufgaben nur noch annehmen, wenn ein finanzieller Gegenwert erfolgt.
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    Für andere ist es der endgültige Abschied vom der Annahme, dass man sich nur für eine Firma aufopfern muss, woraufhin Wertschätzung und Karriere schon irgendwann automatisch folgen werden. Das zieht sich dann durch alles.

    Die Psychologin Dr. Nese Oktay-Gür fasst es auf LinkedIn treffend zusammen:

    „Wir leben in den Hochzeiten von Burnout und Fachkräftemangel. In Zeiten, in denen New Work, Diversity und Employer Branding zu Recht großgeschrieben werden.

    Und gleichzeitig findet eine Debatte darüber statt, dass Arbeitnehmer:innen…

    … ihren Job nicht mehr über alles stellen?
    … Grenzen setzen und sich an diese halten?
    … auf ihre (mentale) Gesundheit achten?
    … ein Leben außerhalb der Arbeit führen möchten?

    Und das wollen wir allen Ernstes Quiet Quitting nennen? Dieses Auflehnen gegen veraltete, überholte Strukturen, die weder den Bedürfnissen der Mitarbeitenden, noch den übergeordneten Zielen der Arbeitgeber:innen gerecht werden?

    Ich finde, das verdient einen besseren Namen.“

    Eine gesunde Einstellung zur Arbeitszeit, das Setzen von Grenzen und Priorität auf die höchst eigene Work-Life-Balance – das sind Themen, auf die sich Arbeitgeber:innen in Zukunft besser einstellen werden müssen.

    Quit the quiet, so unser Vorschlag

    Das Problematische an diesem Trend sind nicht die Erwartungshaltungen, die werden sich abgleichen lassen. Doch solange von beiden Seiten nur im stillen Kämmerlein vor sich hin entschieden wird, kommt wenig Verständnis und Anpassung zustande.

    Arbeitgeber:innen, die mehr Leistung erwarten, werden mehr anbieten müssen – und diese Lösungen gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen erarbeiten, statt sie von oben zu verordnen.

    Der Quiet Quitting Trend hat also nur ein Thema frisch befeuert, das dank „New Work“ schon lange diskutiert wird. Auch in unserem Podcast – hören Sie doch mal rein!

    lex‘ talk about tax – der Podcast von lexoffice zur Zukunftskanzlei

    Der Podcast greift die Themen der #Zukunftskanzlei auf: neue Arbeitsfelder für Steuerberater, Menschen aus der Branche mit ihren Erfahrungen, moderne digitale Technologien und konkrete Tipps, die schon heute umsetzbar sind. Deine Gastgeber, Carola Heine und Olaf Clüver aus dem lexoffice Team, sind für dich der Zukunft auf der Spur. Dazu bringen sie eigenen Themen ein und lassen im Gespräch mit Gästen die Sprühfunken fliegen. Sei dabei in der Runde, freue dich auf neue Einblicke und hole dir den Extra-Schub auf der Zukunftsgeraden.

    FAQ

    Was versteht man unter Quiet Quitting?

    Dank einiger viraler TikTok Videos verstehen wir seit 2021 unter Quiet Quitting einen Trend, am Arbeitsplatz nur noch exakt das vertraglich Vereinbarte zu leisten und keine Minute, keinen Handschlag und keinen Betriebsausflug darüber hinaus. Ohne zu kündigen, den Job wollen die meisten Quiet Quitter sich erhalten. #quietquitting

    Wer innerlich schon gekündigt hat, sitzt die Zeit am Arbeitsplatz nur noch ab, bis endlich die Rente oder ein anderer „besserer“ Job eintritt. Wer jeden Tag die Motivation zuhause lässt, statt sie ins Büro mitzunehmen, verdankt dies oft Stress auslösenden Faktoren wie zuviel Arbeit, mangelnde Kommunikation, unpassende Aufgaben oder unfaire Vorgesetzten.

    Dienst nach Vorschrift nennt man es, wenn jemand buchstabengenau einen Vertrag oder eine Aufgabe erfüllt, aber darüber hinaus weder motiviert mitdenkt noch sich irgendwie für den Erfolg engagiert. Da die meisten Projekte und Prozesse von einer Prise Extra profitieren, wird Dienst nach Vorschrift von anderen selten mit Begeisterung betrachtet, daher auch der Spruch.

    lxlp