Vorteile und Nachteile Midijobs
Der Midijob hat Vorteile und Nachteile sowohl für Arbeitgeber:innen als auch für Arbeitnehmer:innen. Ein Minijob klingt auf dem Papier im Vergleich häufig vorteilhafter, das muss aber nicht der Fall sein. Und auch im Vergleich zur Festanstellung mit einem Gehalt von mehr als 2.000,00 Euro im Monat kann der Midijob seine Vorteile haben.
Das ist aber wie üblich Auslegungssache und vom Einzelfall abhängig. Bei der Anstellung sollten Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen immer gut abwägen, ob die Vorteile des Midijobs die Nachteile überflügeln.
Vorteile und Nachteile Midijobs für Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen
Arbeitgeber:innen müssen bei Angestellten im Minijob die Beitragszahlungen komplett übernehmen. Beim Midijob hingegen übernehmen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in die Beitragszahlungen anteilig. Der Arbeitgeberbeitrag fällt beim Midijob also geringer aus als beim Minijob.
Insgesamt bringt ein Midijob aber auch mehr bürokratischen Aufwand mit. Vor allem müssen Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen darauf achten, dass die Obergrenze von 2.000,00 Euro im Monat nicht überschritten wird. Ansonsten gelten direkt die Regelungen für die Vollzeitanstellung über 2.000,00 Euro Gehalt.
Unternehmen, die Midijobs anbieten, können bei der Personalgewinnung einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz gewinnen. Kürzere Arbeitszeiten und Teilzeitanstellungen werden immer beliebter bei Arbeitnehmer:innen, die ihre Work-Life-Balance besser organisieren wollen. Midijobs bieten dafür viele Möglichkeiten, durch die Flexibilität.
Diese Flexibilität ist zudem auch vorteilhaft bei der Planung und spontanen Umstrukturierung von Arbeitsplänen.
Seit Oktober 2022 gilt eine angepasste Regelung für die Beitragszahlungen bei Midijobs. Die Beitragsanteile der Arbeitgeber:innen steigen kontinuierlich mit dem Gehalt. Das bedeutet, dass ein Midijob ab einem gewissen Gehalt nicht mehr von Vorteil sein kann, was die Beitragszahlungen angeht. Im Minijob zahlen Arbeitgeber:innen pauschal 28 Prozent der Beiträge. Beim Midijob sind es im niedrigeren Rahmen 20 Prozent. Dann ist der Midijob im Rahmen der Beitragszahlungen vorteilhafter als im höheren Gehaltsbereich, wenn die Beitragsprozente steigen.
Vorteile und Nachteile Midijobs für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
Im Gegensatz zum Minijob, sind Arbeitnehmer:innen im Midijob sozialversichert und zahlen in die Rentenkasse ein. Das ist bei Arbeitsunfähigkeit von Vorteil, da ein Anspruch auf Lohnfortzahlung besteht. Beim Minijob hingegen gibt es kein Geld, wenn nicht gearbeitet wird. Der Arbeitnehmeranteil ist dabei vergleichsweise gering, allerdings wird dadurch entsprechend auch weniger in die Kassen eingezahlt.
Angestellte im Midijob haben zudem Anspruch auf Arbeitslosengeld, wenn sie ein Jahr im Midijob gearbeitet haben.
Die Abgaben sind im Vergleich zur Vollzeitanstellung niedriger und dadurch bleibt im Verhältnis mehr vom Gehalt nach Abzügen übrig. Das gilt aber nur, wenn der Midijob die Hauptbeschäftigung ist. Arbeitnehmer:innen, die bereits eine Vollzeitstelle haben und den Midijob nebenberuflich ausführen, profitieren nicht von den niedrigen Beiträgen.
Gleitzonenregelung
Die Gleitzonenregelung gibt vor, in welcher Höhe sich Midijobber und Midijobberinnen an den Beiträgen beteiligen müssen. Arbeitnehmer:innen mit Midijob innerhalb der Gleitzone zahlen Lohnsteuer, wenn sie sich in den Steuerklassen 5 oder 6 befinden.
Steuerklasse 5 ist die Ergänzung zu Steuerklasse 3. Steuerklasse 5 wird in der Regel von Partner:innen mit dem niedrigeren Gehalt genutzt. Dafür ist die Besteuerung aber höher als in Steuerklasse 3 und dadurch entsteht eine höhere Steuerbelastung für das geringere Einkommen. Das wirkt sich auch beim Midijob aus.
Steuerklasse 6 ist ausschließlich für Arbeitnehmer:innen, die für mehrere Arbeitgeber:innen fest arbeiten. Darunter fällt beispielsweise auch der Midijob.
In den Steuerklassen 1 bis 4 bleiben Einnahmen bis ungefähr 1.280,00 Euro steuerfrei. Die Steuerlast darüber ist im niedrigen Bereich anzusiedeln. In Steuerklasse 3 beispielsweise fallen Stand 2023 erst ab Einnahmen von ungefähr 2.400,00 Euro Lohnsteuern an.
Das gilt aber nur, wenn keine weiteren Einnahmen vorliegen. Ansonsten werden diese angerechnet.
Wenn die Einnahmen aus einem Midijob hin und wieder aus der Gleitzone herausgeraten, spricht man von schwankendem Entgelt. Das ist dann der Fall, wenn das monatliche Gehalt mal unter 520,00 Euro und mal über 2.000,00 Euro liegt.
Übersteigt ein Monat die 2.000,00 Euro-Grenze, muss für die Beitragszahlungen das gesamte Entgelt berücksichtigt werden. Der Midijob wird hier vorübergehend außer Kraft gesetzt. Das gilt sowohl für den Arbeitgeberanteil als auch den Arbeitnehmeranteil.
Unterbietet das Gehalt die 520,00 Euro-Grenze, müssen Arbeitgeber:innen das tatsächlich Entgelt mit dem Faktor F multiplizieren, um die Höhe der Beiträge zu berechnen. Der Faktor F liegt im Jahr 2023 bei 0,6922.
Midijob Kündigung
Die Kündigung im Midijob erfolgt nach den gleichen Regelungen wie in allen anderen Arbeitsverhältnissen.
Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen müssen bei einer Kündigung die vertraglich vereinbarten Kündigungsfristen einhalten. Sofern keine vertraglichen Kündigungsfristen vereinbart wurden, gelten immer die gesetzlichen Fristen für eine Kündigung. Diese betragen in der Regel drei Monate.
Arbeitgeber:innen müssen für eine Kündigung einen Grund angeben. Eine unbegründete Kündigung wird rechtlich nicht anerkannt. Weder im Midijob noch im Vollzeitjob.
Eine Begründung muss sowohl für eine ordentliche als auch eine außerordentliche fristlose Kündigung angegeben werden.
Die Kündigung vom Midijob ist nur dann rechtlich gültig, wenn sie schriftlich vorliegt. Das gilt für eine Kündigung durch den Arbeitgeber beziehungsweise die Arbeitgeberin und für eine Kündigung von Arbeitnehmer:innen.
FAQ zum Midijob
Wie melde ich als Arbeitgeber:in einen Midijob an?
Ein Midijob läuft nicht wie ein Minijob über die Minijob-Zentrale. Der:die Arbeitgeber:in muss den Midijob bei sämtlichen Sozialversicherungen anmelden und mit den Sozialversicherungsträgern abrechnen. Somit gestaltet sich die Anmeldung eines Midijobs etwas aufwändiger als die des Minijobs.
Wie viele Stunden darf ein:e Midijobber:in arbeiten?
Wie viele Stunden ein:e Midijobber:in arbeiten darf, ist grundsätzlich abhängig vom gezahlten Stundenlohn. Ausgehend vom Mindestlohn ab Oktober 2022 mit einem Betrag von 12,00 Euro dürfen Midijobber:innen im Monat höchstens etwa 133 Stunden arbeiten. Fällt der Lohn höher aus, reduziert sich die Anzahl der Stunden, die der:die Minijobber:in pro Monat arbeiten darf.
Wie hoch ist der Urlaubsanspruch für Midijobber:innen?
Für Midijobber:innen besteht ein gesetzlicher Urlaubsanspruch. Dieser entspricht dem gesetzlichen Urlaubsmindestanspruch, der sich nach der Anzahl der Arbeitstage des:der Midijobbenden richtet:
- 24 Urlaubstage bei einer 6-Tage-Woche
- 20 Urlaubstage bei einer 5-Tage-Woche
- 16 Urlaubstage bei einer 4-Tage-Woche
Was gilt für Rentenansprüche?
Minijobber:innen zahlen verringerte Arbeitnehmerbeiträge in die Sozialversicherung ein, sie haben aber dennoch die vollen Rentenansprüche – auch auf eine Erwerbsminderungsrente.
Gibt es Besonderheiten bei einer Kündigung?
Besonderheiten bei einer Kündigung gibt es nicht. Kündigen Sie einem:einer Midijobber:in, müssen Sie die Kündigungsfristen einhalten, die gesetzlich gelten oder im Arbeitsvertrag vereinbart wurden.
Was zahlt man im Midijob als Student oder Studentin?
Studenten und Studentinnen müssen nur für die Rentenversicherung Steuern und Beiträge zahlen. Ansonsten sind sie versicherungsfrei.
Was zahlt man im Midijob als Rentner oder Rentnerin?
Wenn Rentner:innen sich mit einem Midijob die Rente aufstocken wollen, müssen sie Beiträge für die Krankenkasse und Steuern zahlen. Die Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung entfällt logischerweise, da sie bereits Rente beziehen und nicht mehr „arbeitslos“ im eigentlichen Sinne werden können.
Was ist mit dem Midijob und Arbeitslosengeld?
Seit der Neuregelung im Jahr 2022 gelten für Midijobber und Midijobberinnen die Bestimmungen aus dem Arbeitsrecht wie für Vollzeitangestellte. Das gilt unter anderem für die Lohnfortzahlung bei Arbeitsunfähigkeit oder im Urlaub, die Menge an Urlaubstagen und auch den Anspruch auf Arbeitslosengeld.
Damit der Anspruch auf Arbeitslosengeld entsteht, müssen Arbeitnehmer:innen aber mindestens ein Jahr im Midijob – oder einer Vollzeitstelle – gearbeitet haben. Natürlich gilt es auch, wenn ein:e Arbeitnehmer:in einen Teil der Zeit im Midijob beschäftigt wird und dann in Vollzeit weiterarbeitet. Einzig der Minijob trägt nicht zum Arbeitslosengeld bei und wird dementsprechend für den Anspruch auf ALG nicht berücksichtigt.
Was ist die Bestandschutzregelung?
Die Bestandschutzregelung dient dem Übergang bei der Anhebung der Geringfügigkeitsgrenze für Midijobs. Sie gilt bis zum 31. Dezember 2023.
Sie berücksichtigt alle versicherungspflichtigen Beschäftigten, für die die Regelungen des Übergangsbereichs einen Tag vor der Anhebung der Geringfügigkeitsgrenze gelten und die zwischen 450,01 Euro und 520,00 Euro im Monat verdienen.
Durch die Erweiterung des Übergangsbereichs auf 520,00 Euro bis 2.000,00 Euro, fallen manche Beschäftigte aus diesem Übergangsbereich heraus. Deshalb wird die Arbeitnehmerbelastung entsprechend angepasst, damit diese Beschäftigten im Übergangsbereich bleiben.