Bootstrapping

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    Was ist Bootstrapping?

    Bootstrapping ist ein Begriff, der mit der Finanzierung bei der Existenzgründung zusammenhängt. Im Grunde bezeichnet es die Finanzierung Ihres Unternehmens komplett ohne Fremdkapital. Wie Bootstrapping funktioniert und welche Risiken dabei entstehen, erfahren Sie in diesem Artikel.

    Die Definition von Bootstrapping

    Ein wenig klingt der Begriff Bootstrapping, als käme er aus einem Piratenfilm und tatsächlich ist die Realität gar nicht so weit davon entfernt. Denn der Ursprung für die Bezeichnung des Bootstrappings stammt aus dem 18. Jahrhundert – also aus einer Zeit, als Piraten noch die Meere unsicher machten.

    Damals entstand die Redewendung „to pull oneself up by one’s bootstraps“, was so viel bedeutet, wie „sich selbst am eigenen Stiefelriemen hochziehen“. Also eine unmögliche Aufgabe bewältigen. Mittlerweile hat sich die Bedeutung ein wenig gewandelt und es geht eher darum, aus Nichts etwas zu machen.

    Übertragen auf ein Unternehmen beschreibt Bootstrapping die Gründung und das Wachstum einer Firma rein mit eigenen Mitteln und Ressourcen. Auf Fremdkapital oder externe Hilfe verzichten Gründer:innen also, wenn sie ein Unternehmen gründen.

    Ziel ist es, große Ausgaben zu vermeiden und dabei die Einnahmen zu maximieren.

    Wie funktioniert Bootstrapping?

    Das Bootstrapping hat sich in der Gründer:innenszene bereits etabliert. Vor allem Startups greifen bei der Gründung häufig darauf zurück, da sie mit einem sehr engen Budget auskommen müssen und die Ressourcen knapp sind.

    Allerdings eignet sich Bootstrapping nicht für jede Art von Gründung und es sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit Sie überhaupt eine Bootstrapping-Strategie bei der Gründung Ihres Unternehmens in Betracht ziehen können.

    Eigenes Geld als Startkapital

    Viele Gründer:innen unterschätzen die Kosten, die während der Gründungsphase anfallen. Dabei müssen Sie nicht nur das große Ganze im Auge haben, sondern vor allem die Details beachten, die wichtig sind, um Ihr Unternehmen in den Fokus der Kund:innen zu rücken und dadurch das Geschäft anzukurbeln. Wenn niemand Ihr Angebot kennt, kann es schließlich auch niemand nutzen.

    Dazu gehören unter anderem die eigene Webseite und Marketing-Strategien, durch die auch Werbekosten entstehen. Vor allem aber müssen Sie ein Branding erschaffen, das ihr Unternehmen unverwechselbar macht. Für solche Aufgaben wenden sich die meisten Gründer:innen an externe Dienstleister:innen. Ist das Budget allerdings sehr eng, ist das nicht immer möglich.

    Sie müssen also beim Bootstrapping sehr viel Arbeit, die Sie normalerweise abgeben würden, selbst übernehmen. Immerhin gibt es heutzutage einige Werbemaßnahmen, die nicht viel Geld kosten und vor allem, wenn Sie eine internetaffine Zielgruppe haben, können Sie im Netz zumindest einen kleinen Teil Ihrer Kundschaft über Zeitinvestition auf den sozialen Medien und mit günstigem E-Mail-Marketing an Ihr Unternehmen binden. Ganz ohne Ausgaben werden Sie auf lange Sicht aber vermutlich nicht auskommen.

    Außerdem benötigen Sie je nach Branche zu Beginn erstmal eine Ausstattung für Ihr Unternehmen und auch bestimmte Versicherungen sollten Sie nicht vernachlässigen.

    Grob geschätzt kann man sagen, dass die Gründung eines Unternehmens Kosten zwischen 20.000,00 Euro und 100.000,00 Euro verursacht. Freiberufler:innen und Kleinunternehmer:innen kommen günstiger weg, aber bestimmte Ausgaben entstehen bei jeder Gründung.

    Überstürzen Sie also nichts und kontrollieren Sie erst, ob Ihre finanzielle Situation eine Gründung mit Bootstrapping hergibt.

    Wichtig ist auch, dass Sie Ihre Kosten im Auge behalten, um den Cashflow positiv zu halten. Für ein erfolgreiches Bootstrapping müssen Sie möglichst schnell Ihre Einnahmen erhöhen und Ihre Ausgaben senken. Geschäftsmodelle mit langen Entwicklungsphasen sind für das Bootstrapping also nicht geeignet.

    Risikobereitschaft für ein erfolgreiches Bootstrapping

    Das Risiko beim Bootstrapping liegt komplett bei Ihnen. Sie stehen mit Ihrem Namen und Ihrem Vermögen alleine hinter Ihrem Unternehmen und tragen die volle Verantwortung. Das bedeutet zwar, dass Sie alles alleine entscheiden, aber eben auch, dass Sie sich um alles alleine kümmern müssen.

    Damit einher geht, dass Sie bei Ihren Investitionen nicht nur die Sparsamkeit im Blick haben müssen, sondern auch die Effizienz. Machen Sie alles selbst, sparen Sie zwar Geld, aber verlieren Zeit und bekommen als Ergebnis natürlich auch nicht immer das heraus, was Ihnen ein:e gute:r Dienstleister:in erbringen würde.

    Ihr Ziel ist es, den Umsatz so schnell wie möglich zu steigern, aber dabei dürfen Sie die Qualität nicht vergessen. Ihr Fokus sollte also darauf liegen, was Sie gut selbst erledigen können. Alles andere können Sie ruhig abgeben und dafür dann Geld ausgeben. Das kostet dann zwar Geld, spart Ihnen aber Zeit, die Sie selbst produktiv für Ihre Aufgaben nutzen können, und Sie bekommen bessere Qualität durch Ihre eigenen Kompetenzen und die der Dienstleister:innen.

    Zur Risikobereitschaft gehört auch die Risikofähigkeit. Es ist nicht immer sinnvoll, ein Risiko einzugehen. Beim Bootstrapping müssen Sie hin und wieder Abstriche machen. Sie werden nicht in jedem Bereich die perfekte Lösung finden. Manchmal muss dann auch die zweitbeste ausreichen.

    Vorteile und Nachteile vom Bootstrapping
    Abb. 1: Vorteile und Nachteile vom Bootstrapping

    Abb. 1: Vorteile und Nachteile vom Bootstrapping

    Vorteile und Nachteile des Bootstrappings

    Wie wir bereits festgestellt haben, bietet sich Bootstrapping nicht für jede Gründung an und es sollten gewisse Voraussetzungen beachtet werden, bevor man diesen Schritt geht. Entscheiden Sie sich für das Bootstrapping, gibt es einige Vorteile, aber auch den ein oder anderen Nachteil, die sie beachten sollten.

    Der größte Vorteil beim Bootstrapping für Sie als Gründer:in ist sicher, dass Sie durch die Finanzierung rein durch eigenes Vermögen alles in eigener Hand haben. Sie treffen alle Entscheidungen, sind für alle Abläufe verantwortlich und heimsen auch den kompletten Erfolg ein.

    Allerdings natürlich auch im schlechten Fall den kompletten Misserfolg. Außerdem haben Sie niemanden an Ihrer Seite, dessen Rat Sie sich in schwierigen Situationen einholen können. Dementsprechend können Sie auch keine Verantwortung abgeben, um in schlechten Phasen vielleicht ein wenig frischen Wind ins Unternehmen zu bringen.

    Das Risiko beim Bootstrapping ist verhältnismäßig hoch und der Weg zum Erfolg meistens länger als bei anderen Gründungsmethoden. Größere Umsätze lassen häufig lange auf sich warten und mit Bootstrapping ist der Weg zum Erfolg äußerst steinig.

    Ein erfolgreiches Bootstrapping kann sich dadurch aber positiv auf Ihre Reputation auswirken. Zum einen zeigen Sie, dass Sie aus eigener Kraft viel erreichen können, zum anderen beweist ein erfolgreiches Bootstrapping, dass Sie wissen, wie Sie mit Geld umgehen müssen, um möglichst effiziente Ergebnisse zu erzielen. Da Sie auf begrenzte Mittel angewiesen sind, müssen Sie lernen, mit diesen Mitteln auszukommen. Das verbessert automatisch Ihre Gewohnheiten beim Ausgeben und Investieren für Ihr Unternehmen.

    Das kann sowohl bei Geschäftspartner:innen als auch bei Kund:innen Eindruck hinterlassen. Besonders interessant ist das aber auch für mögliche Kapitalgeber:innen, die ins Spiel kommen, wenn Sie sich entscheiden, irgendwann vom Bootstrapping abzuweichen.

    Das Bootstrapping-Verfahren in der Statistik

    Den Begriff Bootstrapping gibt es auch noch in der Berechnung von Statistiken.

    Dabei erstellen Sie aus einer Stichprobe sehr viele weitere Stichproben. Auf diese Stichproben können Sie dann eine Datenanalyse anwenden. Aus den einzelnen Ergebnissen können Sie anschließend zusammenfassend ein Gesamtergebnis erstellen.

    Das Bootstrapping-Verfahren ist eine sehr flexible Methode, um sehr genaue Statistiken zu erstellen. Dafür nehmen Sie aus einer Stichprobe die einzelnen Elemente und ermitteln auf Basis des Durchschnittes, der sich aus der ersten Stichprobe ergibt.

    Nehmen wir mal den unwahrscheinlichen Fall an, dass Sie ein Unternehmen mit 1.000 Angestellten leiten und das Durchschnittsgehalt herausfinden wollen. Dafür nehmen Sie 100 zufällige Gehälter und nehmen den Durchschnitt dieser Gehälter. Da das aber nicht repräsentativ für alle Gehälter ist, müssen Sie die Zahl besser definieren.

    Beim Bootstrapping-Verfahren ziehen Sie nun aus den 100 zufälligen Gehältern wiederum zufällig 100 Gehälter die sich immer wiederholen dürfen und erstellen einen erneuten Durchschnittswert. Das machen Sie so oft wie Sie wollen und erhalten so zahlreiche Stichproben, mit deren Durchschnittswerten Sie den ursprünglichen Durchschnittswert aus der ersten Stichprobe genauer schätzen können.

    Das Bootstrapping-Verfahren ist recht komplex, bietet dafür aber ziemlich genaue Werte und Ergebnisse.

    Abb. 2: Bootstrapping-Verfahren Statistik

    Bootstrapping Verfahren in der Statistik
    Abb. 2: Bootstrapping-Verfahren Statistik

    Wann sollten Sie Bootstrapping anwenden?

    Bootstrapping als Strategie bzw. Finanzierungsmodell für die Gründung eines Startups oder Unternehmens bietet sich an, wenn Sie finanziell sicher dastehen und bereit sind, Risiken einzugehen.

    Für Perfektionist:innen ist Bootstrapping grundsätzlich weniger geeignet. Mit engem Budget ist es kaum möglich, immer das beste Ergebnis in allen Bereichen zu erzielen und Sie müssen sich auch mal mit einer Alternative zufriedengeben.

    Ist Ihr Ziel ein schneller Break Even Point und planen Sie wenige Ausgaben und somit niedrige Kosten ein, dann ist Bootstrapping eine gute Methode. Verfolgen Sie eher ein langfristiges Geschäftsmodell mit ausreichend Entwicklungszeit, sollten Sie sich lieber für eine andere Strategie entscheiden.

    Fazit

    Ohne einen zuvor gut ausgearbeiteten Finanz- und Businessplan zu haben, sollten Sie das Bootstrapping nicht wagen.

    Wenn Sie mit wenigen Mitteln auskommen müssen, ist es wichtig, dass Sie auch genau wissen, was Sie mit diesen Mitteln vorhaben und was Sie damit erreichen wollen. Spontane Entscheidungen sorgen vermutlich eher für ein schnelles Ende des Bootstrappings und damit auch Ihrer Existenzgründung.

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